Cyberkrieg: Killnet versus Anonymous
Rumänien und weitere Nato-Staaten sind am vergangenen Wochenende Ziel von Cyberangriffen durch pro-russische Hacker geworden.
Ştefan Stoica, 02.05.2022, 14:50
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde die Webseite des größten Flughafens Rumäniens, Otopeni bei Bukarest, durch Hackerangriffe vorübergehend lahmgelegt. Und das war nicht die erste Attacke — am Freitag und Samstag war Rumänien von einer ganzen Welle von Cyberangriffen heimgesucht worden. Die Webseiten der Regierung, der Nationalen Behörde für Cybersicherheit, des Verteidigungsministeriums, der Grenzpolizei, der Nationalen Eisenbahngesellschaft und einiger Handelsbanken wurden tausendfach mit böswilligen Cyberattacken überzogen. Zu dem Angriff bekannte sich das pro-russische Hackernetzwerk Killnet“ — als Reaktion auf Rumäniens Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine, wie es hieß.
Zur Zielscheibe wurden auch öffentliche Institutionen in anderen EU- und Nato-Staaten, aber auch in der Moldaurepublik und in der Ukraine. Experten zufolge handelte es sich dabei um sogenannte DDoS-Angriffe, d.h. böswillige Versuche, Netzwerke oder Online-Dienste mit HTTP-Anfragen so zu überfluten, dass diese für die Nutzer nicht mehr erreichbar sind. Zwar konnte die Abteilung für Cyberabwehr des rumänischen Nachrichtendienstes die Attacken vorerst abwenden, doch ist die Gefahr noch nicht gebannt. Der rumänische Geheimdienst warnt weiterhin vor möglichen Ransomware-Angriffen großen Ausmaßes, die auf Webseiten und E-Mail-Adressen von Institutionen in Rumänien abzielen. Auch gewöhnliche Internet-Nutzer sind gut beraten, verdächtige Links oder Anhänge nicht anzuklicken, insbesondere wenn sie von unbekannten Quellen gesendet wurden. Die gleichen Vorsichtsmaßnahmen werden auch für Text-, WhatsApp-, Signal- oder Telegram-Nachrichten empfohlen.
Indessen mischte auch die rumänische Hackergemeinschaft in diesem Cyberkrieg mit. Die Gruppe Anonymous Romania“ kündigte an, als Gegenschlag das vereinheitlichte Portal für öffentliche Ausschreibungen in Russland attackiert und für zwei Tage lahmgelegt zu haben. Wir haben diesen Gegenangriff gestartet, um zu zeigen, dass Rumänien nicht hilflos dasteht. Weitere Reaktionen sind vorerst nicht geplant, um nicht noch mehr Angriffe anzuziehen“ — mit diesen Worten werden die rumänischen Hacker von einem privaten Nachrichtensender zitiert. Anonymous Romania“ behauptet ferner, bereits wenige Tage nach der Invasion der Ukraine gegen den Aggressor Russland aktiv geworden zu sein. Im Visier seien russische Portale für Ausschreibungen, Versteigerungen, Immobilien- und Grundstückstransaktionen gewesen, um dem Aggressor-Staat finanziellen Schaden zuzufügen, so die Stellungnahme der rumänischen Hacker.