Cristian Mungiu mit dem Regiepreis in Cannes geehrt
Rumänische Filme wurden auch dieses Jahr bei den 69. Internationalen Filmfestspielen in Cannes mit Preisen ausgezeichnet.
Ştefan Stoica, 23.05.2016, 17:30
Cristian Mungiu ist schon ein großer Name im europäischen Kino. In den letzten zehn Jahren wurde er international vielfach ausgezeichnet. Am Sonntag wurde er für seinen Film Bacalaureat“ mit dem Regiepreis der 69. Internationalen Filmfestspiele in Cannes geehrt. Die Auszeichnung teilte er sich mit dem Franzosen Olivier Assayas. 2007 hatte der rumänische Filmemacher mit dem Abtreibungsdrama 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ die Goldene Palme erhalten. 2012 wurde er für das Drehbuch des Films Jenseits der Hügel“ ausgezeichnet. In seinem neuen Film nimmt Mungiu die Kompromisse und die Korruption in der rumänischen Gesellschaft unter die Lupe. Es ist immer schwer, die richtige Entscheidung zu treffen“, sagte der rumänische Regisseur bei der Preisverleihung.
Der andere Gewinner für beste Regie, der Franzose Olivier Assayas, lobte auch den Rumänen und meinte, es sei die schönste Auszeichnung, die er mit einem Regisseur, den er bewundert, teilt. Bacalaureat“ (internationaler Titel: Graduation“ — Abitur“) erzählt die Geschichte von Romeo, einem Arzt in einer Kleinstadt in Siebenbürgen. Als Vater ist er bereit, alles zu machen, damit seine Tochter eine britische Universität besuchen kann. Um das zu schaffen, muss seine Tochter Eliza eine gute Abitur-Note schaffen. Über seinen neuen Spielfilm sagte Mungiu in einem Interview mit Radio Rumänien, er stelle eine zeitgenössische Geschichte in unserer Gesellschaft dar. Cristian Mungiu:
Es handelt sich um die Perspektive eines Elternteils, aber der Film zeigt auch die Blickpunkte anderer Menschen. Es handelt sich gleichermaßen um eine persönliche Geschichte und um ein Klischee in Bezug auf die rumänische Gesellschaft. Der Streifen erzählt die Geschichte eines Arztes in einer rumänischen Kleinstadt, der infolge eines negativen Geschehnisses, das seiner Tochter vor der Abiturprüfung passiert, ihre Zukunft gefährdet sieht. Unter diesen Umständen versucht er, alles für sein Kind zu tun. Die Handlung dreht sich ab jenem Zeitpunkt um die Frage ›Was bedeutet alles?‹ und um die Folgen der Entscheidungen, die er in einer solchen Situation trifft.“
Adrian Titieni und Maria Drăguş verkörpern die Hauptfiguren, in anderen Rollen sind Lia Bugnar, Mălina Manovici, Vlad Ivanov, Rareş Andrici zu sehen. Das Drehbuch wurde ebenfalls vom Regisseur Cristian Mungiu geschrieben. Die rumänischen Filme wurden auch dieses Jahr in Cannes gefeiert. Der Filmemacher Bogdan Mirică ist für sein Spielfilm-Debüt Hunde“ mit dem Preis des Internationalen Filmkritiker-Verbandes FIPRESCI in der Sektion Un Certain Regard“ ausgezeichnet worden. Auch die Produktion des Filmemachers Cristi Puiu, Sieranevada“, wurde von der Kritik gelobt. 2005 gewann Puiu mit dem Streifen Der Tod des Herrn Lăzărescu“ den Preis der Sektion Un Certain Regard“. Im Streifen Sieranevada“ steht eine Gedenkveranstaltung mit autobiographischen Anspielungen im Vordergrund.