Cristi Puiu auf der Berlinale ausgezeichnet
Die rumänische Kinematographie glänzte erneut bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin, einem der wichtigsten Ereignisse dieser Art in der Welt.
Leyla Cheamil, 02.03.2020, 21:51
Der 53-jährige Cristi Puiu, der als Initiator der rumänischen Neuen Welle gilt, gewann am Wochenende für sein neuestes Werk mit dem Titel Malmkrog“ den Preis für die beste Regie bei der 70. Ausgabe der Berlinale in der Sektion Emcounters“. Der künstlerische Leiter des Festivals, Carlo Chatrian, sagte, die Sektion Encounters“, eine brandneue Wettbewerbssektion zur Unterstützung neuer Stimmen im Kino, bringe Filme zusammen, die die Herausforderung annehmen, eine Welt zu gestalten, statt sie zu reproduzieren“.
In der Sektion Forum des Festivals war Rumänien durch zwei Produktionen von Radu Jude vertreten, nämlich Uppercase Print“ und The Exit of the Train“, wobei der letztere ein Gemeinschaftswerk mit dem Historiker Adrian Cioflâncă ist. Malmkrog“, eine Koproduktion aus Rumänien, Serbien, der Schweiz, Schweden, Bosnien und Nord-Mazedonien, gilt als die bisher anspruchsvollste Produktion von Puiu und wurde von den internationalen Medien als großer europäischer, ja sogar heldenhafter Film gefeiert. Der Film trägt den Titel einer Epoche, deren Drehbuch eine Adaption von Drei Gespräche“ (Trois entretiens“) des russischen Philosophen, Dichters und Literaturkritikers Wladimir Solowjow ist, der zwischen 1853 und 1900 lebte. Der Film, der im Laufe von 40 Tagen im Apafi-Herrenhaus in Mălâncrav, im Herzen Rumäniens, gedreht wurde, basiert auf fünf Figuren. Der Film ist auf Französisch gedreht, mit Ausnahme einiger Wortwechsel auf Deutsch, Russisch und Ungarisch. Die Dekoration und die Kostüme stellen die Atmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts in Transsilvanien wieder her. Eine Erforschung des Kinos und der Erinnerung“, so beschrieb Puiu sein Werk.
Es ist bereits die zweite Auszeichnung, die Puiu in Berlin erhält, nachdem er bereits 2004 für Zigaretten und Kaffee“ den Goldenen Bären für Kurzfilme erhalten hat. Als einer der produktivsten Filmemacher Rumäniens gewann er 2005 die Un Certain Regard“-Trophäe beim Festival in Cannes und erhielt zwei Nominierungen von der Europäischen Filmakademie. Cristi Puiu führte auch Regie bei Sieranevada“, der rumänischen Oscar-Ausschreibung für 2017. Für seine filmischen Verdienste wurde er 2011 vom französischen Botschafter in Rumänien Henri Paul zum Ritter des Ordens der Künste und der Literatur ernannt und 2006 vom rumänischen Staat mit dem Verdienstorden im Rang eines Ritters ausgezeichnet.
Die rumänische Kinematographie ist bekannt dafür, dass sie bei den Berliner Filmfestspielen sehr gut abschneidet: Die Stellung des Kindes“ (deutscher Kinotitel: Mutter und Sohn“) von Călin-Peter Netzer gewann 2013 den Goldenen Bären; Aferim!“ von Radu Jude gewann 2015 den Silbernen Bären; Touch Me Not“ von Adina Pintilie gewann 2018 den Goldenen Bären.