Corona-Pandemie: Zentralbank äußert sich zur unvermeidlichen Wirtschaftkrise
Die rumänische Zentralbank senkt die Leitzinsen schrittweise, um den Wechselkurs der nationalen Währung Leu, der in den Augen der Rumänen ein wichtiger Indikator für die Stabilität der nationalen Wirtschaft ist, nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Eugen Coroianu, 03.07.2020, 16:06
Cristian Popa, Vorstandsmitglied der Zentralbank, hat am Donnerstag erklärt, dass das von der Bank in Betracht gezogene Hauptszenario eine schrittweise Senkung der Zinssätze sei, ohne den Wechselkurs zu destabilisieren. Laut Cristian Popa ergreift die Zentralbank Maßnahmen zur Sicherung der Finanzstabilität, einschließlich der Preisstabilität, und der Wechselkurs wird von den Rumänen als Stabilitätsindikator wahrgenommen, weshalb die Bank ihm besondere Aufmerksamkeit schenke. In der Regel folgt auf eine Senkung des Zinssatzes fast unmittelbar eine Abwerrtung der Nationalwährung. Andere Länder, in denen der Euro weniger verwendet wird, haben in dieser Hinsicht keine Probleme.
In Rumänien ist jedoch selbst die geringste Abwertung eine Eilmeldung, so dass die Zentralbank jede Entscheidung zur Zinssenkung sorgfältig analysieren muss“, erklärte Popa. Er erwähnte, dass inländische Ersparnisse in Landeswährung ebenfalls wichtig seien und dass die rumänische Zentralbank sie nicht entmutigen wolle. Tatsächlich basiert nicht nur die Realwirtschaft, sondern auch die staatliche Finanzierung auf Bankeinlagen der Bevölkerung und der Unternehmen, so Cristian Popa im Anschluß. „Wir wägen jede einzelne Entscheidung sorgfältig ab, wir wollen keine übereilten Entscheidungen treffen, deshalb werden die Maßnahmen schrittweise getroffen. Der Vorstand der Zentralbank hat jedoch beschlossen, und das hat keine negativen Auswirkungen auf den Wechselkurs und die Ersparnisse, die Zinssätze in zwei Stufen zu senken, indem der geldpolitische Zinssatz in den vergangenen Monaten von 2,5% auf 1,75% gesenkt wurde. Damit ist der rumänische Interbank-Angebotszinssatz von 2,8% auf 1,9% gesunken, was bedeutet, dass die Finanzierungskosten für die Realwirtschaft erheblich gesunken sind, sagte Cristian Popa im Anschluß.
Die Präsidentin der Vereinigung für die Beziehungen zu Investoren an der rumänischen Börse Daniela Serban erklärte hingegen, dass die Aufrechterhaltung des makroökonomischen Gleichgewichts sehr wichtig sei, um das Vertrauen der Investoren zu erhalten und Investitionen, auch auf dem Kapitalmarkt, zu fördern. „Es wird alles von den zukünftigen Steuerplänen und von einer Senkung der Ausgaben bei den Gehältern und Renten abhängen. Wenn sich die Regierung auf Investitionen konzentriert, sehe ich eine wirtschaftliche Erholung als möglich, fügte Daniela Serban hinzu.
Ende Juni verzeichnete die Hartwährungsreserve der Rumänischen Nationalbank im Vergleich zum Vormonat einen Rückgang um 1,8%, und die Goldreserve lag bei über 103 Tonnen. Der Wert der Währungsreserven beläuft sich auf etwa 35 Milliarden Euro, was nach Meinung von Experten unter normalen Bedingungen mehr als genug ist. Die wachsende Unsicherheit auf globaler Ebene und der rapide Rückgang des Vertrauens der Investoren in die Schwellenländer sind die größten Bedrohungen für die finanzielle Stabilität Rumäniens, wie in einem kürzlich von der Zentralbank erstellten Bericht festgestellt wurde. Eine ernsthafte Bedrohung ist die Verschlechterung der nationalen und internationalen makroökonomischen Gleichgewichte vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung Rumäniens schätzen europäische und internationale Gremien einen Rückgang auf 6%, gefolgt von einer Erholung der Dynamik des BIP bis 2021.