Bukarest schmeichelt rumänischen Studenten im Ausland
Vergessen, vernachlässigt oder auch einfach ignoriert – das war früher. Die inzwischen lautstarke Stimme der rumänischen Studenten an ausländischen Universitäten verschafft sich immer mehr Gehör beim rumänischen Staat.
Bogdan Matei, 09.01.2015, 16:19
Rumänen sind ihren Heimtorten sehr verbunden, weshalb sie auf keine lange Geschichte massiver Migration zurückblicken können. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wanderten Tausende von rumänischen Bauern aus Siebenbürgen und dem Banat, die damals noch unter österreichisch-ungarischer Herrschaft standen, nach Nordamerika aus. Vor dem Kommunismus mit seiner ökonomischen Misere und politischen Verfolgung flüchteten weitere Dutzend Tausende.
Nachdem die Grundrechte- und Freiheiten nach der Wende wieder voll zur Geltung gekommen waren, setzte eine massive Auswanderung ein. Die genaue Zahl ist unmöglich statistisch zu erfassen, aber es wird damit gerechnet, dass etwa drei Millionen rumänische Staatsangehörige im Ausland leben und arbeiten — sie sind Maurer und Babysitterinnen, Professoren und Künstler und sind von Italien über Spanien bis Kanada und den USA vielerorts anzutreffen. Viele junge Rumänen, die virtuelle Elite von morgen, studieren auch im Ausland. Schwer zu sagen, wie viele nach dem Studium zurückkehren. Tatsache ist, dass der rumänische Staat sie gerne wieder in Rumänien begrüßen würde — oder es zumindest schön findet, wenn sie ihre Kompetenzen und die Energie in den Dienst ihres Heimatlandes stellen würden.
Am Donnerstag fand in Bukarest die Gala des Bunds Rumänischer Studenten im Ausland statt — nach Angaben der Organisatoren die einzige Veranstaltung, die die außerordentlichen Ergebnisse der Studenten und Absolventen belohnt und promotet. Zur Gala, die jedesmal Hunderte junge Rumänen nach Bukarest bringt, kam auch Präsident Klaus Johannis, der einen Aufruf an die Teuilnehmer richtete.
“Rumänien braucht eine richtige Strategie, um für das Land zu werben — es geht nicht um ein Logo oder einen Werbespot, sondern um eine Vision und eine Handlungsweise, die uns in der Welt als Staat und Nation definieren. Ich wünsche mir, Sie dabei als Partner zu haben. Denn Sie sind durch das, was Sie im Ausland tun, gewissermaßen Botschafter für Rumänien — und dafür danke ich Ihnen,” sagte der Präsident.
Johannis hatte im Ausland weit über 75% der Stimmen der Auslandsrumänen bekommen, ihn verbindet eine privilegierte Beziehung zu ihnen. Er weiß, dass sie erst dann nach Rumänien zurückkehren werden, wenn die Umstände hier mit jenen im Westen vergleichbar sind — wenn sie also eine Perspektive des Wohlstands, Bildungschancen für ihre Kinder und ein faires Gesundheistsystem vorfinden. Außenminister Bogdan Aurescu setzte sich zudem für eine Kooperationspartnerschaft zwischen seiner Behörde und dem Bund Rumänischer Studenten im Ausland und würdigte den Professionalismus der Studenten sowie die Tatsache, dass sie zu einem positiven Image Rumäniens beitragen.