Nach der Liberalisierung des Energiemarktes am 1. Januar 2021, mitten in der Covid-19-Pandemie, gehörte Rumänien zu den europäischen Ländern, die am stärksten von Rekordpreisen für Strom und Erdgas betroffen waren. Ein halbes Jahr lang herrschte dann aufgrund der unzureichenden Kommunikation der Behörden ein Chaos, unter dem sowohl die privaten als auch die gewerblichen Verbraucher zu leiden hatten. Noch komplizierter wurde die Situation nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, der diesmal den gesamten europäischen Markt erschütterte, und Rumänien bildete dabei keine Ausnahme. Allmählich beruhigte sich die Lage auf nationaler Ebene jedoch, auch dank der von der Regierung beschlossenen Preisobergrenzen. Durch die Deckelung von Strom- und Gasrechnungen wurden Privatpersonen und Gewerbetreibende vor exorbitanten Preisen geschützt.
Ab dem 1. April dieses Jahres sollte die Deckelung jedoch, zumindest theoretisch, aufgehoben werden. Einige Privathaushalte haben von ihren Energieversorgern bereits entsprechende Schreiben erhalten. Vor dem Hintergrund der galoppierenden Inflation, die für viele gleichbedeutend mit einer Senkung des Lebensstandards ist, würden deutlich höhere Rechnungen – manche sogar doppelt – für Strom oder Gas einen harten Schlag für das Familienbudget bedeuten. Vor diesem Hintergrund könnte die Exekutive in Bukarest noch in dieser Woche eine Entscheidung über die Fortführung der derzeitigen Regelung zur Begrenzung der Ausgleichszahlungen treffen. Die Lösung würde durch eine Dringlichkeitsverordnung in die Praxis umgesetzt werden.
Der Energieminister Sebastian Burduja sprach sich jedoch dafür aus, diese Unterstützung gezielter auf die sozial schwachen Verbraucher auszurichten, für die die Bezahlung der Energieversorgung eine zu große Belastung darstellt: ʺWir erwarten eine endgültige Entscheidung der Regierung, also einen normativen Akt, eine Notverordnung, die genau festlegt, wie der Zeitraum nach dem 1. April aussehen wird – dass es dieses Basisszenario und dieselbe Kappungsregelung sein wird, ein Zeitraum, sagen wir, bis zum Ende des Jahres, wie der Premierminister angedeutet hat, oder dass es eine Formel für eine bessere Ausrichtung der Unterstützung für schutzbedürftige Rumänen geben wird. ʺ
Den unzufriedenen Verbrauchern vermittelte Minister Burduja, dass sie jederzeit ihren Versorger wechseln können: ʺDie Verbraucher haben die volle Macht in ihren Händen. Diese Macht bedeutet, dass sie ihren Anbieter wechseln können, wann immer sie wollen. Es gibt keine Verträge, die sie gefangen halten. Wenn ihnen also ein Angebot ihres Versorgers nicht gefällt, gehen sie auf die Website der ANRE (Nationale Energieregulierungsbehörde, Anm. d. Red.) und können innerhalb weniger Minuten online den Versorger wechseln, der ihnen ihrer Meinung nach den niedrigsten Preis oder die besten Bedingungen bietet.ʺ
Anekdotenhalber erinnert einer der Versorger in Rumänien seine Kunden daran, dass der billigste Strom der ist, den sie nicht verbrauchen!