Bildungsministerium verabschiedet neue Gesetze
Das Bildungswesen in Rumänien muss sich auf neue Herausforderungen einstellen.
Bogdan Matei, 30.03.2023, 12:24
In den mehr als 30 Jahren des Postkommunismus in Rumänien gab es keinen Bereich, der mehr und oft stürmischen Veränderungen unterworfen war als das Bildungswesen. Die politische Instabilität hat zu einer Vielzahl von Ministern geführt, die alle darauf bedacht waren, Neuerungen einzuführen und so ihre Nachfolge zu sichern. Die meisten von ihnen blieben nicht lange im Amt, und sie konnten lediglich die von ihren Vorgängern vorangetriebenen Reformen rückgängig machen. Drei Jahrzehnte ständiger Innovation sind in den Ergebnissen sichtbar. Sowohl Schüler als auch Eltern geben der Verwirrung, die durch die ständige Änderung der Regeln entsteht, die Schuld. Rumäninnen und Rumänen, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder ins Ausland, um dort zu studieren. Auch die begabtesten einheimischen Absolventen ziehen es vor, das Land zu verlassen. Es wird immer schwieriger, einen qualifizierten Klempner oder Automechaniker zu finden, da die technische Ausbildung nicht mehr ausreichend ist. Der Lehrerberuf ist aufgrund von Stress und geringer Bezahlung nicht mehr attraktiv. Daher nimmt die Zahl der Ersatzkräfte in ländlichen und kleineren Städten zu. Obwohl die Zahlen nicht immer gleich sind, weisen alle Expertenstudien auf eine hohe Rate funktionaler Analphabeten unter rumänischen Schulabgängern hin.
Im Angesicht dieser entmutigenden Situation kündigt die derzeitige Bildungsministerin Ligia Deca bedeutende Änderungen an, die die Lage verbessern sollen. Die Entwürfe der Bildungsgesetze wurden am Mittwoch von der Regierung gebilligt und werden dem Parlament zur Diskussion und Verabschiedung vorgelegt. Das Gesetzespaket basiert auf dem Projekt Gebildetes Rumänien“, das kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Klaus Iohannis 2014 ins Leben gerufen wurde, der selbst Gymnasiallehrer in der Provinz war. Das Hochschulgesetz hat zum Ziel, die Zahl der Studienabbrecher zu verringern und die europäische Zusammenarbeit der rumänischen Universitäten zu fördern. Das Gesetz zur voruniversitären Bildung zielt darauf ab, die Zahl der Schulabbrecher und des funktionalen Analphabetismus zu verringern. Ministerin Deca versprach außerdem, das Bildungssystem stärker auf die Schülerinnen und Schüler auszurichten und das Potenzial jedes Kindes zu fördern. Die neuen Gesetze werden von mehr als 3 Milliarden Euro unterstützt, die Rumänien im Rahmen des nationalen Konjunkturprogramms erhält.
Ligia Deca will, dass die Bildungsgesetze in einem Dringlichkeitsverfahren vom Parlament verabschiedet werden. Die oppositionelle USR kritisiert, dass die regierende Koalition, gebildet aus Sozialdemokraten, Liberalen und Ungarnverband, das Gesetzespaket im Eiltempo ohne ernsthafte Debatte durchbringen will. Der Gewerkschaftsbund kündigte außerdem an, dass es Änderungsanträge für eine wirkliche Reform“ des Systems vorbereitet.