Bildungsministerin Deca: „Sexuelle Belästigung ist eine Geißel”
Skandal im rumänischen Hochschulwesen: Drei Lehrkräfte werden der sexuellen Belästigung beschuldigt. Die Behörden in Rumänien untersuchen die jüngsten Berichte über sexuelle Belästigung an Universitäten.
Alex Sterescu und Mihai Pelin, 01.08.2024, 15:55
Das Bildungsministerium in Bukarest hat nach jüngsten Berichten über Fälle von sexueller Belästigung (oder ähnlichen Delikten) Kontrollen an den Hochschulen angeordnet. Die Maßnahmen wurden angekündigt, nachdem mehrere Studentinnen in den letzten Tagen öffentlich behauptet hatten, sie seien von ihren Professoren sexuell missbraucht worden. Bislang werden in der Presse und in den sozialen Medien drei Namen genannt.
Der Soziologe Alfred Bulai streitet die Vorwürfe ab, hat aber seine Pensionierung beantragt. Die Akademie für Politikwissenschaft in Bukaret hat ihn als Leiter des Fachbereichs Soziologie suspendiert, und er wird nicht unterrichten, während die Ethikkommission der Universität eine interne Untersuchung durchführt. Inzwischen haben mindestens zehn Personen E-Mails an die Staatsanwaltschaft über sein Verhalten geschickt, nachdem die Staatsanwälte die Bürger aufgerufen hatten, den Fall den Behörden zu melden, wenn sie Informationen haben. Bei den Meldungen handelt es sich nicht automatisch um Strafanzeigen, sie müssen erst nach einer Anhörung bei der Staatsanwaltschaft erfolgen, aber auch im Fall von Professor Bulai wurde ein Strafverfahren wegen Missbrauchs seiner Stellung zu sexuellen Zwecken eingeleitet.
Professor Ștefan Adam von der Universität für Architektur in Bukarest hat seine Suspendierung vom Lehrstuhl gefordert, nachdem mehrere Studentinnen ihn beschuldigt hatten, ihnen unanständige Nachrichten und Nacktbilder von sich selbst geschickt zu haben. Der Architekt argumentiert, dies sei sein Privatleben und dürfe das Image der Fakultät nicht beeinträchtigen. Der dritte im Bunde ist Professor Marius Pieleanu, ebenfalls von der Akademie für Politikwissenschaft, der von der ehemaligen Justizministerin Ana Birchall der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde, doch die Staatsanwaltschaft sagt, sie habe in diesem Fall keine Beschwerden erhalten. Der Soziologe wurde immer noch in Fernsehstudios gerufen und es gab keine journalistische Untersuchung des Falles, der 16 Jahre zurückliegt, schrieb Ana Birchall in den sozialen Medien.
Bildungsministerin Ligia Deca nahm Stellung in einer offiziellen Mitteilung: „Sexuelle Belästigung ist eine Geißel, die katastrophale Folgen sowohl für die Opfer als auch für das berufliche Klima in jeder Organisation hat. Wenn diejenigen, die belästigen, auch noch eine Vertrauens- und Autoritätsposition innehaben, wie z. B. ein Lehrer, sind die Auswirkungen umso verheerender. Ich weiß den Mut all derer zu schätzen, die vorgetreten sind und die Wahrheit gesagt haben, und ich ermutige jeden, der Opfer von Missbrauch jeglicher Art geworden ist, dies zu melden. Ich fordere die Universitäten auf, dafür zu sorgen, dass Verstöße gegen Ethik und Integrität streng geahndet werden, mit Opferschutz und Beratung nach einem Trauma“.
Vertreter des Bildungsministeriums betonen, dass sexuelle Belästigung ebenso wie jede andere Form der Belästigung als Abweichung von den ethischen und deontologischen Normen der Achtung des Menschen und der Menschenwürde betrachtet wird. Derartige Delikte verletzen die Würde der direkten Nutznießer des Rechts auf Bildung und das Ansehen des Berufs gemäß den Bestimmungen des Hochschulgesetzes von 2023. Premierminister Marcel Ciolacu zeigte sich überzeugt, dass „die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen ergriffen werden“.