Bewegende Ansprache des scheidenden Papstes Benedikt XVI.
Nach den acht Jahren seines Pontifikats zieht sich Papst Benedikt der XVI. zurück von der Führung der Katholischen Kirche. Dies ist ein noch nie da gewesenes Ereignis in der Neuzeit-Geschichte des Heiligen Stuhls.
Leyla Cheamil, 28.02.2013, 17:07
Nach den acht Jahren seines Pontifikats zieht sich Papst Benedikt der XVI. zurück von der Führung der Katholischen Kirche. Dies ist ein noch nie da gewesenes Ereignis in der Neuzeit-Geschichte des Heiligen Stuhls. Bei seiner letzen Generalaudienz hat er auch den rumänischen Pilgern seinen Segen in rumänischer Sprache erteilt.
Seien wir dankbar für das Geschenk des Glaubens, es ist das kostbarste Gut, das uns niemand entreißen kann! Danken wir dem Herrn jeden Tag dafür, mit dem Gebet und mit einem kohärenten christlichen Leben. Gott liebt uns, aber er erwartet, dass auch wir ihn lieben.“
Mit diesen und anderen bewegenden Worten verabschiedete sich Papst Benedikt XVI. vor dem Ende seiner Amtszeit als Oberhaupt der Katholischen Kirche am Mittwoch in Rom von den Gläubigen. Die Amtsniederlegung war bereits vor zwei Wochen für den letzten Tag des Monats Februar angekündigt. Die Ankündigung kam für die ganze Welt überraschend, denn sie stellt eine Premiere in der Neuzeit-Geschichte der Katholischen Kirche dar. Im Alter von 85 Jahren begründete der deutschstämmige Papst seine zunächst verblüffende Entscheidung durch den angeschlagenen Gesundheitszustand. Dieser würde ihm nicht mehr gestatten, seinen Aufgaben nachzukommen.
Während seiner letzten Audienz vor 150.000 Menschen, darunter auch Rumänen, die sich auf dem Petersplatz versammelt haben, sprach der sichtbar altersschwache, aber heitere Papst über sein achtjähriges Pontifikat. Für die Kirche sei es eine Wegstrecke gewesen, bei der es Momente der Freude und des Lichtes gab, aber auch nicht einfache Momente“. Der Papst fügte außerdem hinzu, dass Gott das Boot der Kirche nicht untergehen lassen werde.
Benedikt XVI. wandte sich an die Pilger in 11 Sprachen, darunter auch Rumänisch: Preiset Jesus Christus! Ich sende einen herzlichen Gruß an die rumänischsprechenden Gläubigen, insbesondere an jene aus Oradea aus. Ich empfange sie mit Freude und wünsche Euch, dass Eure Pilgerfahrt Euch und Euren Gemeinden gute Früchte bringt. Ich erteile Euch den Segen aus meinem ganzen Herzen!“
Der Papst sagte noch, dass er die Entscheidung der Amtsniederlegung mit vollkommener inneren Ruhe getroffen habe. Der Chef des rumänischen Dienstes von Radio Vatikan, Adrian Dancă, sprach über die Bedeutung dieser historischen Geste und über den Augenblick, den die Kirche erlebt:
Durch seine Geste hat er der Kirche und der Papstgestalt selbst eine größere Freiheit verliehen. Die Kirche befindet sich schon seit eh und je in der Krise, in einer nützlichen Krise, denn eine Krise stellt immer einen Weg nach oben dar, eine Aufklärung der Realität. Wenn der Heilige Vater es nicht geschafft hat, im Laufe seines Pontifikats alle Fragen zu lösen, hat er zumindest den Weg gezeigt, der befolgt werden muss.“
Wenige Tage nach der unerwarteten Ankündigung des Papstes empfing dieser den rumänischen Präsidenten Traian Băsescu im Vatikan. Băsescu ist somit der letzte europäische Staatschef, der ein offizielles Treffen mit dem Kirchenoberhaupt vor dessen Amtsniederlegung hatte. Der Bukarester Spitzenpolitiker, der die diplomatischen Beziehungen Rumäniens zum Vatikan als hervorragend bewertete, hielt eine Schweigeminute am Grab des Papstes Johannes Paul II., des Vorgängers Benedikts XVI.
Papst Johannes Paul II. hatte 1999 Rumänien und damit zum ersten Mal ein mehrheitlich christlich-orthodoxes Land besucht. Damals wurde er von den Rumänen mit Freude und Begeisterung empfangen. Das Kirchenoberhaupt erteilte dem Land seinen Segen und bezeichnete es als den Garten der Muttergottes, ein Brückenland zwischen Ost und West und als einen Kreuzweg zwischen Mittel- und Osteuropa.