Berlinale 2015: Radu Jude gewinnt silbernen Bären für „Aferim“
Der rumänische Regisseur Radu Jude ist am Wochenende mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet worden. Den Preis erhielt der 37-Jährige für seinen Streifen Aferim“, dessen Handlung Anfang des 19. Jahrhunderts spielt.
Mihai Pelin, 16.02.2015, 17:32
Vor zwei Jahren hatte Calin Peter Netzer in Berlin mit seinem Film Mutter und Sohn” den ersten Goldenen Bären” für einen rumänischen Regisseur gewonnen. Jetzt rückte das rumänische Kino erneut ins Rampenlicht: Der junge Filmemacher Radu Jude wurde mit dem Silbernen Bären” für Regie ausgezeichnet. Sein Streifen Aferim” war als einziger Beitrag aus Rumänien für den Hauptwettberb ausgewählt worden. Der Goldene Bär ging an den iranischen Dissidenten Jafar Panahi, für sein Werk Taxi”.
Hätte ich gewusst, dass ich so einen wichtigen Preis gewinnen würde, dann wäre ich beim Drehen dieses Films seriöser gewesen”, scherzte der rumänische Regisseur bei der Preis-Gala in Berlin. Kritiker hatten Aferim” gleich zu Beginn der Berlinale angesichts der Originalität des Films große Chancen eingeräumt. Der silberne Bär” sei gleichermaßen das Verdienst des Drehteams, so Jude.
Es ist eine große Freude, sicherlich vor allem weil meine Bemühungen Anerkennung finden, das scheint mir aber weniger wichtig als die Tatsache, dass die Bemühungen und das Talent des gesamten Drehteams Anerkennung finden. Andererseits hoffe ich, dass der Film dadurch noch breiter verteilt wird, sowohl international, als auch vor allem in Rumänien. Für das rumänische Kino ist die Auszeichnung vielleicht auch ein Signal, dass die Autorenfilme, die Kunstfilme, die Filme, die wichtige Fragen aufwerfen, von wesentlicher Bedeutung sind und auch bedeutender sind als was wir gewöhnlich als komerzielles oder Konsumkino nennen.”
Aferim“ gilt als eines der umfangreichsten rumänischen Kinoprojekte der letzten Jahre. Die Handlung des historischen Westerns spielt in der Walachei Anfang des 19. Jahrhunderts. Ein Landjäger und sein Sohn suchen einen entlaufenen Roma-Sklaven und begegnen dabei Menschen unterschiedlicher Herkunft und Gesinnung. Der Film behandelt dabei mehrere Themen, beginnend mit der Diskriminierung der Roma, über die Sklavenhaltung und die Situation der Frauen im 19. Jahrhundert, bis hin zu mehr oder weniger umstrittenen Sitten.
Das Drehbuch dazu schrieben Radu Jude und Florin Lăzărescu, der Film hatte für Rumänien ein Rekordbudget von einer Million Euro. In der Besetzung sind unter anderem Teodor Corban (der für den Silbernen Bären für die beste männliche Rolle nominiert wurde), Cuzin Toma, Victor Rebengiuc, Luminiţa Gheorghiu oder Şerban Pavlu. Der von Bulgarien und Tschechien mitfinanzierte Film soll im März seine Rumänien-Premiere feiern. Aferim“ ist nach Alle Menschen aus unserer Familie“ und Das glücklichste Mädchen der Welt“ Radu Judes dritter Spielfilm.