Bergbau-Gemeinde Roşia Montană vor Aufnahme in UNESCO-Weltkulturerbe?
Der Ort Roşia Montană oder Goldbach in den Westkarpaten gehört ab sofort zu den rumänischen Kandidaten für die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe. Das meldete das Kultusministerium sechs Jahre nach dem ursprünglichen Antrag der Zivilgesellschaft.
Valentin Țigău, 08.02.2016, 18:44
Das Umwelt- und das Kultusministerium gaben unlängst bekannt, dass Rumänien die Gemeinde Roşia Montană auf die Kandidatenliste für die Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO gesetzt hat. Die endgültige Entscheidung über die Nominierung zur Aufnahme obliegt der UNESCO und soll in Paris fallen. Dabei wird eine umfassende Akte untersucht, in der sowohl das Szenario über die wirtschaftliche Wiederbelebung als auch das über die Erhaltung der Region eine Rolle spielen.
Roşia Montană im Apuseni-Gebirge der Westkarpaten zählt zu den ältesten und bedeutendsten Gold-Lagerstätten Europas. Bereits in der Bronzezeit wurde hier Bergbau betrieben, später in der Antike, im Mittelalter und in der Moderne. Der traditionelle Bergbau, der ursprünglich von Familieninitiativen und kleinen Bergbauer-Genossenschaften ausging, endete mit der Verstaatlichung durch die Kommunisten ab 1948. Es folgte eine Industrialisierung des Bergbaus in der Region, die 2006 ein Ende fand.
Mehrere Galerien durchkreuzen die Gebirgsmassive, die ringsum die Gemeinde umgeben. Ihre Gesamtlänge beträgt gut 80 Kilometer. Davon stammen die ersten sieben Kilometer aus der Antike und bildeten das größte und bedeutendste Bergwerk der Römer. Die heutige Stätte ist eben durch die langen Galerien, aber auch die Landschaften an der Oberfläche und die Marktgemeinde der Bergbauer gekennzeichnet.
Laut bisherigen Evaluierungen erfüllt Roşia Montană fünf der Kriterien der UNESCO für die Aufnahme in das Weltkulturerbe. Mehrere NGOs hatten die Aufnahme verlangt, weil sie sich dadurch internationalen Schutz für die Bergbau-Gemeinde in den Westkarpaten erhofften. Der Ort sei laut Angaben der Organisationen angesichts eines Gold-Tagebauprojekts des kanadischen Unternehmens Roşia Montană Gold Corporation bedroht gewesen. 15 Jahre lang hatte das Unternehmen versucht, die Genehmigung für den Beginn der Bergbau-Aktivitäten an der Oberfläche zu erhalten.
Nach der Ankündigung der Roşia Montană Gold Corporation, bei der Goldförderung Zyanid verwenden zu wollen, brach ein Skandal aus. Die Fördermethode könnte verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und das archäologisch wertvolle Bergwerk aus der römischen Zeit haben, sagten die Kritiker des Vorhabens. Geologen vermuten in der Region das größte Goldvorkommen in Europa, hier hätten mit dem Zyanidverfahren 300 Tonnen Gold und 1600 Tonnen Silber gewonnen werden könen.
Laut Eugen David, dem Vorsitzenden der NGO Alburnus Maior, sei der jüngste Vorschlag Rumäniens nicht nur ein großer Gewinn für das Kulturerbe. Es sei auch ein großer Sieg der Zivilgesellschaft, der Sieg Tausender Menschen im In- und Ausland, die auf der Straße für die Rettung der Gemeinde Roşia Montană demonstriert hätten.