Außenhandel in Schieflage
Handelsbilanzdefizit war im November im Jahresvergleich um mehr als 45 % höher
Bogdan Matei, 10.01.2023, 14:06
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die Folgen des Krieges in der benachbarten Ukraine haben die rumänische Wirtschaft erschüttert – und sie leidet weiterhin. Die Prognosen für die diesjährige Entwicklung bleiben verhalten optimistisch, und die Regierung geht in ihrem Entwurf für den Staatshaushalt von einem Wirtschaftswachstum von 2,8 % und einem Haushaltsdefizit von 4,4 % des BIP aus.
Die Bilanz für das Jahr 2022 ist nicht rosig. Die Differenz zwischen den rumänischen Importen und Exporten betrug in den ersten 11 Monaten des vergangenen Jahres mehr als 31 Mrd. €, wie aus den vom Nationalen Statistikamt (INS) veröffentlichten Daten hervorgeht. Dies ist ein Rekord-Handelsdefizit, das fast 10 Mrd. € höher ist als im Jahr 2021. Sogar in der Automobilindustrie wurde der Trend festgestellt, wo in der Regel mehr exportiert als importiert wird. Wichtigste Branchen im Außenhandel waren laut offiziellen Angaben im Berichtszeitraum Maschinen und Transportausrüstungen (mit fast 42 % bei den Ausfuhren und 33 % bei den Einfuhren). Auch andere Industrieerzeugnisse hatten mit 30 % an den Exporten und 29 % an den Importen einen bedeutenden Anteil am Außenhandel.
In den ersten 11 Monaten des Jahres 2022 beliefen sich die Ausfuhren auf über rund 85 Mrd. €, die Einfuhren jedoch auf über 116 Mrd. €, wodurch das Handelsbilanzdefizit um mehr als 45 % höher ausfiel als im Zeitraum Januar-November 2021. Der Anstieg ist zum Teil auf die sehr hohe Inflation zurückzuführen, die den Wert der Importe in die Höhe getrieben hat, aber die Hauptursache ist nach wie vor die Tatsache, dass die inländische Produktion die Binnennachfrage nicht decken kann, selbst in traditionell gut aufgestellten Branchen wie der Agrar- und Ernährungswirtschaft, der chemischen Industrie oder der Automobilindustrie.
Nach Ansicht von Experten sollte der rumänische Staat rasch über Maßnahmen nachdenken, um eine Verschlimmerung der Situation zu verhindern. Der Wirtschaftsexperte Constantin Rudnițchi dachte bei Radio Rumänien über mögliche Ansätze nach: „Natürlich sollte es eine besser strukturierte und besser finanzierte Politik zur Förderung der rumänischen Exporte geben. Andererseits habe ich in der Öffentlichkeit Ideen gehört, dass wir die Importe sehr ernsthafte prüfen und der Staat und die Wirtschaft gemeinsam versuchen sollten, Unternehmen Angebote zu machen, damit sie nach Rumänien kommen und hier produzieren”, so Rudnițchi.
Der rumänische Außenhandel wird nach wie vor vom Handel mit den EU-Mitgliedstaaten dominiert, auf die mehr als 72 % der Gesamtausfuhren – fast 62 Mrd. € – und rund 70 % oder 82 Mrd. € der Einfuhren entfallen.