Atemwegserkrankungen nehmen besorgniserregendes Ausmaß an
In Rumänien nimmt die Zahl der Atemwegserkrankungen und Grippe-Fälle seit Wochen dramatisch zu. Außerdem gibt es einen Mangel an herkömmlichen Medikamenten gegen die Atemwegsinfektionen – in den Apotheken sind die Regale wie leergefegt.
Mihai Pelin, 13.01.2023, 13:53
Die Fälle von Atemwegsinfektionen nehmen in ganz Rumänien weiterhin exponentiell zu. Das Gesundheitsministerium hat keine Grippeepidemie ausgerufen, da dies neue Einschränkung des öffentlichen Lebens bedeuten würde, wie sie während der Covid-19-Pandemie getroffen wurden. Stattdessen hat das Gesundheitsressort beschlossen, eine Epidemiewarnung“ auszusprechen. Wir können keine Maßnahmen ergreifen, die die wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten in Rumänien erneut lahmlegen würden“, sagte dazu Gesundheitsminister Alexandru Rafila.
Laut dem jüngsten Bericht des Nationalen Gesundheitsamtes sind bislang 15 Menschen an der Grippe gestorben. Im Jahr 2023 begann die Saison der viralen Atemwegserkrankungen etwa 3 Wochen früher als in den Jahren 2015–2019, heißt es weiter im Bericht. In der ersten Woche dieses Jahres gab es bereits mehr als 100 000 Fälle von akuten Atemwegsinfektionen, um fast 40 % mehr als in der letzten Woche des Jahres 2022. Die meisten Todesfälle waren auf eine Infektion mit dem Influenza-A-Virus zurückzuführen, und die am stärksten betroffene Altersgruppe sind die über 65-Jährigen. Bei mehr als 4 600 Fällen handelte es sich um klinisch festgestellte Grippe-Erkrankungen, wobei die meisten Fälle in Bukarest und den Landkreisen Brașov (Kronstadt), Iași (Jassy) und Cluj (Klausenburg) auftraten. Seit Beginn der Saison wurden auch mehrere Fälle von Flurona — einer gleichzeitigen Infektion mit dem Influenzavirus und SARS-CoV-2 — gemeldet.
Ärzte mahnen zu besonderer Vorsicht bei Erkältungssymptomen, da Atemwegsviren sehr leicht übertragbar sind. Die Zahl der Fälle nimmt deutlich zu deutlich zu, und Experten erwarten den Höhepunkt der aktuellen Grippesaison in der zweiten Hälfte dieses Monats. Es gibt auch Berichte über eine erhebliche Zunahme der Fälle von Kindern, die mit Fieber und anderen Krankheitsanzeichen ins Krankenhaus kommen. Die Inzidenz nimmt jedoch auch bei Erwachsenen zu. Die Hausärztin Iulia Băilă stellte auch fest, dass im Durchschnitt mehr Patienten als in anderen Jahresperioden in die Praxen kommen. Sie warnt auch davor, auf sogenannte volkstümliche“ Heilmethoden zurückzugreifen, die zu Komplikationen der Krankheit führen können:
Wir haben täglich mehr als 50, bis zu 60 Patienten, einschließlich der chronisch Kranken, die in die Arztpraxen kommen, und wir Ärzte sind überfordert. Eine Begrenzung der Zahl der medizinischen Konsultationen ist selbst in einer epidemiologisch ruhigen Situation nicht möglich, geschweige denn in einem epidemiologischen Alarmzustand. Im meiner Praxis hatten wir auch Grippefälle, und eine junge Frau, die keine chronische Krankheit hatte und selber medizinisches Fachpersonal ist, wurde in einem Labortest, der für Covid durchgeführt wurde, positiv auf Influenza A und gleichzeitig Influenza B getestet.“
Fachleute warnen davor, dass man sich eine Erkältung oder Grippe mehrmals in derselben Saison einfangen kann. Besonders gefährdet sind ungeimpfte Menschen. Obendrein ist die Beschaffung von Medikamenten nach wie vor ein großes Problem. Es besteht ein Mangel an Antibiotika, Virostatika und anderen Produkten, die zur Behandlung saisonaler Erkältungen benötigt werden. Apotheker sprechen von der schlimmsten Arzneimittelknappheit seit Jahren.