Anstehender Winter: Endverbraucher über Heizkosten besorgt
In Rumänien sind seit 1. November Deckelungsmaßnahmen gegen die steigenden Preise für Strom und Gas in Kraft. Doch die Endverbraucher sind nicht besonders beruhigt – viele befürchten, im Winter horrende Rechnungen für die Heizung bezahlen zu müssen.
Roxana Vasile, 02.11.2021, 17:30
Der Energiemarkt ist bereits seit 1. Juli vollständig liberalisiert, doch angesichts der exorbitanten Preissteigerungen auch auf den internationalen Märkten hat die rumänische Regierung eine Deckelung beschlossen, die seit 1. November in Kraft ist. Gleichzeitig wird Endverbrauchern bis 31. März des kommenden Jahres mit Kompensationen unter die Arme gegriffen, um den Winter überbrücken zu können. So etwa wird der Preis für Strom bei umgerechnet 20 Eurocents/kWh und der Preis für Gas bei ca. 7 Eurocents/kWh gedeckelt. Krankenhäuser, Arztpraxen, Bildungseinrichtungen, KMU, NGO und Kirchen sollen in diesem Winter nur den Grundpreis für Energie bezahlen, die Gebühren für Transport und Vertrieb übernimmt der Staat.
Auch in Gemeinden mit Fernwärme suchen die Bürgermeister nach Lösungen, damit die Heizkosten die Haushalte der Endverbraucher nicht allzu sehr belasten. So etwa in Mangalia, einer wohlbekannten Stadt und im Sommer beliebtes Ferienziel für Touristen im Süden der rumänischen Schwarzmeerküste, wo die städtischen Wärmekraftwerke auf leichtes Heizöl umrüsten, dessen Preis empfindlich niedriger als der Preis für Erdgas ist. Auch die Produktionstechnologie und der Vertrieb von leichtem Heizöl haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, sagt der Vizebürgermeister
Dragoş Angelescu:
Mit leichtem Heizöl läuft alles reibungslos. Bis Ende dieser Woche werden höchstwahrscheinlich alle städtischen Kraftwerke für Fernwärme auf flüssigen Brennstoff umgerüstet, so dass niemand in der Wohnung frieren muss. Die Heizkörper in den Wohnungen werden in diesem Winter warm sein“, versichert der Vizebürgermeister von Mangalia.
Doch nicht alle Kommunalverwaltungen haben die technologische Möglichkeit, auf Heizöl umzustellen. Die interimistische Regierung in Bukarest hat Abhilfe versprochen und finanzielle Zuwendungen aus dem staatlichen Reservefonds zugesichert — damit sollen die erhöhten Energiepreise subventioniert werden.
Noch wird keine klirrende Kälte in Rumänien verzeichnet und doch haben einige Städte schon Probleme mit der Fernwärme und der Lieferung von fließend Warmwasser — veraltete Infrastruktur und die Anhäufung von Schulden führen in manchen Fällen zu erheblichen Pannen. So etwa in der westrumänischen Stadt Temeswar, die zu den wohlhabendsten des Landes gehört: Mehr als 50.000 Wohnungen und nahezu alle Krankenhäuser der Stadt mussten unlängst tagelang ohne Heizung und warmes Wasser auskommen, weil die Stadt ihre Schulden an den Gaslieferanten nicht bezahlt hatte.
Auch der Hauptstadt Bukarest stehen schwierige Monate bevor — das gesamte Rohrsystem ist brüchig, Pannen sind an der Tagesordnung, ganze Stadtviertel sind oft tagelang davon betroffen. Hinzu kommt, dass die Preise für Heizung und warmes Wasser in diesem Winter voraussichtlich doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr ausfallen werden. Auch hier verspricht die Stadt eine höhere Mitfinanzierung der Heizkosten. Wer es sich leisten kann, greift auf elektrische Heizkörper zurück, doch die erhöhten Stromrechnungen muss man dann aus der eigenen Tasche bezahlen. Alles in allem — ein Winter, der aufs Gemüt und die Brieftaschen einschlagen wird.