Am 2. Jahrestag des Brandunglücks im Nachtclub Colectiv: Bukarester gedenken der Opfer
Der Brand im Bukarester Nachtclub Colectiv hat das Land tief betroffen und zu Protesten gegen das korrupte politische System geführt. Was das Gerichtsverfahren angeht, bleiben viele Fragen noch offen.
Roxana Vasile, 30.10.2017, 15:41
Hunderte Menschen haben sich am Freitagabend an einem Schweigemarsch zum Gedenken an die Opfer des Brandunfalls im Bukarester Nachtclub Colectiv beteiligt. 64 Menschen waren beim verheerenden Brand am 30. Oktober 2015 gestorben: 27 verloren am Abend des Unglücks ihr Leben verloren, 37 erlagen später ihrer Verletzungen. Einige Schwerverletzte sind in den Bukarester Krankenhäusern behandelt worden, andere wurden in europäische Hauptstädte zur Behandlung geflogen. Insgesamt mehr als 100 Menschen wurden schwer verletzt. Zum Zeitpunkt des Brandes stellte die Rockband ‘Goodbye to Gravity’ vor ungefähr 400 Gästen ihr neuestes Album vor. Der Hauptsolist ist das einzige Bandmitglied, das den Brand überlebte. Beim Schweigemarsch am Freitagabend in Bukarest trugen Freunde, Verwandte und Bekannte der Opfer Kerzen, Blumen und Bilder der 64 Menschen, die ihr Leben beim Brandunglück verloren haben. Ihre Botschaft trug eine doppelte Bedeutung: auf der einen Seite sind sie zusammengekommen, um der Opfer zu gedenken, auf der anderen Seite brachten sie ihre Empörung zum Ausdruck, dass zwei Jahre später die Schuldigen an dieser Katastophe noch nicht feststehen. Nach der Tragödie und anschließenden heftigen Straßenprotesten war die sozialdemokratische Regierung des Premiers Victor Ponta zurückgetreten.
Der Rücktritt des Kabinetts Ponta sei doch nicht genug gewesen und hätte gravierende Probleme in der rumänischen Gesellschaft nicht gelöst, sagt ein Teilnehmer am Schweigemarsch: Es hat sich leider nicht viel geändert. Einige Änderungen gab es schon, den Rücktritt der damaligen Regierung, einige Nachtclubs wurden geschlossen weil sie keine Betriebserlaubnis hatten und neue Regelungen zu Sicherheitsvorkehrungen wurden verabschiedet.” Laut den Behörden, hätte diese beispiellose Tragödie in Rumänien doch viel geändert. Die Zahl der Anträge von Brandschutznachweisen für öffentliche Gebäude sei in den letzten zwei Jahren um ungefähr 85% gestiegen, laut Angaben des Inspektorats für Notfallsituationen ISU. Mehr als 230.000 Nachtclubs, Bars, und Einkaufszentren wurden nach dem Braundunglück im Club Colectiv kontrolliert. Bei 100 davon wurde mangelhaften Brandscutz festgestellt und sie wurden infolgedessen geschlossen, 350 mussten ihre Tätigkeit vorläufig einstellen.
Im Gesundheitswesen hat sich nicht viel geändert. Das rumänische Gesundheitssystem ist nach wie vor unterfinanziert. Das fehlende Fachpersonal und die mangelhafte Ausstattung bedrohen nach wie vor das Leben vieler Menschen. Rumänien kann derzeit nur 11 Menschen mit komplexen Brandverletzungen gleichzeitig behandeln, 2015, im Jahr des Brandunglücks, lag die Zahl bei 10. Der Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz im Innenministerium, der Arzt Raed Arafat räumt ein, dass es viele Sachen gibt, die wir noch verbessern müssen: Das Krankenhaus für Schwerbrandverletzte wurde saniert, man kann jedoch nicht behaupten, dass wir jetzt in diesem Krankenhaus mehrere Schwerverletzte als vorher behandeln können, vielmehr haben wir Probleme, Schwerbrandverletzte auch auf Landesebene zu behandeln. Dieses Problem zu lösen bleibt eine Priorität.” Der Brand im Club Colectiv hat das Land tief betroffen und zu heftigen Protesten gegen das korrupte politische System geführt. Viele Rumänen hofften, dass diese Tragödie der Korruption im Land ein Ende setzen und die Ignoranz in der Gesellschaft verringern wird.