60. Biennale in Venedig: Rumänien mit thematischer Ausstellung des Malers Șerban Savu vertreten
In wenigen Tagen wird die Kunstbiennale in Venedig eröffnet. Auch Rumänien ist mit einem Projekt an der wichtigen Veranstaltung der zeitgenössischen Kunstszene beteiligt.
Leyla Cheamil und Sorin Georgescu, 16.04.2024, 14:04
Die Biennale öffnet am 20. April ihre Pforten, und dadurch wird Venedig für mehr als sieben Monate zur Welthauptstadt der Kunst. In ihrer 60. Ausgabe vereint die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung mehr als 330 Künstler aus der ganzen Welt – dieses Jahr vor allem aus Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. 88 nationale Beiträge werden in den historischen Länderpavillons in den Giardini und im Arsenale oder im Zentrum von Venedig ausgestellt.
Die Biennale wird mit einer zentralen Ausstellung mit dem Titel „Stranieri Ovunque“ („Fremde überall“) eröffnet, die vom Brasilianer Adriano Pedrosa kuratiert wird, der eigens für die Biennale aus Lateinamerika kommt. Ihm zufolge habe der Titel der Ausstellung mehrere Bedeutungen. „Erstens bedeutet er, dass man, wo immer man hingeht und wo immer man ist, immer auf Fremde trifft: Sie sind/wir sind überall. Zweitens: Egal, wo man sich befindet, ist man in der Tiefe seines Inneren immer ein Fremder“, schreibt Adriano Pedrosa über die Ausstellung „Fremde überall“.
Der rumänische Beitrag trägt den Titel „Was ist Arbeit?“, ist eine Konzeptarbeit des Malers Șerban Savu und wird von Ciprian Mureșan kuratiert. Das Projekt untersucht die Beziehung zwischen Arbeit und Freizeit und wird im Nationalen Pavillon Rumäniens ausgestellt, der 1938 vom Historiker Nicolae Iorga eingeweiht wurde, aber auch im Herzen von Venedig, in der Neuen Galerie des Rumänischen Instituts für Kultur und humanistische Forschung. Im rumänischen Pavillon werden mehr als 40 Gemälde zu sehen sein, die einen Einblick in Savus Schaffen der letzten fünfzehn Jahre ermöglichen. Nach Angaben des Rumänischen Kulturinstituts (ICR) untersucht die Ausstellung die bildliche Darstellung der Arbeitswelten und lässt sich dabei auch vom historischen Realismus und der Propagandakunst der Länder des so genannten „Ostblocks“ inspirieren. Anstatt diese Diskurse direkt in Frage zu stellen oder auseinander zu nehmen, hinterfragt Savu sie und zielt darauf ab, Momente des Innehaltens und der zeitlichen Aussetzung darzustellen, in denen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt, schreibt das ICR.
Diese Momente der Ungewissheit seien ein Spiegelbild umfassenderer gesellschaftlicher Veränderungen und Krisen, sagt der Maler Șerban Savu selbst. Er interessiere sich für „die Welt zwischen den Welten, die Räume zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeit und Freizeit, eine hybride und unbestimmte Welt oder eine Welt, die gerade beginnt, Gestalt anzunehmen“. Es sei die Welt der Peripherien, die alle Möglichkeiten der Zukunft enthält. „Viele meiner Figuren“, schreibt der Künstler weiter, „ruhen während der Arbeitszeit und arbeiten in ihrer Freizeit, in einem Zustand der anarchischen Aufhebung und außerhalb des Produktionssystems“.
Die Figuren von Șerban Savu stehen, wie er selbst sagt, im Gegensatz zur Idee und Darstellung des Arbeiters in der offiziellen Kunst des kommunistischen Regimes, sie sind weder heroisch noch monumental. Gleichzeitig bezeugen sie das Scheitern des kommunistischen sozialpolitischen Projekts und sinnieren vor allem über das heutige Leben, in dem sie ihren Platz und ihren Sinn zu finden versuchen.