Rumänische Wirtschaft in turbulenten Zeiten
Zentralbanker und Wirtschaftsfachleute warnen vor Unsicherheit und sogar einer Rezession - und gerade in solchen Umständen gilt es, die Mittel von der EU konsequent einzusetzen.

Roxana Vasile, 08.04.2025, 10:33
Die Nationalbank Rumäniens hat beschlossen, den Leitzins bei 6,5 % pro Jahr zu belassen. Ebenfalls unverändert ließ sie die Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank leihen oder für Einlagen auf deren Konten Zinsen erhalten – nämlich bei 7,5 % bzw. 5,5 % jährlich.
Die Notenbank weist darauf hin, dass derzeit erhebliche Unsicherheiten und wachsende Risiken bestehen. Diese beruhen unter anderem auf der künftigen Entwicklung der Energie- und Lebensmittelpreise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für das erste Halbjahr 2025 wird eine schwankende Inflation erwartet, die im März zunächst zurückgehen, im zweiten Quartal jedoch wieder moderat ansteigen dürfte.
Verantwortlich dafür sind zum einen die nationale Gesetzgebung, zum anderen handelspolitische Maßnahmen entwickelter Staaten, die sich auf Rohstoffpreise sowie internationale Preise für Zwischen- und Endprodukte auswirken können. Weitere Unsicherheiten und Risiken ergeben sich aus der künftigen Ausrichtung der nationalen Fiskal- und Einkommenspolitik, der Lage am Arbeitsmarkt sowie aus der Entwicklung des internationalen Umfelds – angesichts des andauernden Kriegs in der Ukraine, der Situation im Nahen Osten und insbesondere der Handelspolitik der US-Regierung und der Reaktionen anderer Staaten, die die Weltwirtschaft und den internationalen Handel belasten könnten, so die BNR.
Unter diesen Umständen hält der Präsident der Vereinigung der Investmentprofis in Rumänien – CFA –, Adrian Codirlaşu, eine Rezession im Jahr 2025 nicht für ausgeschlossen: „Die derzeitige Lage ist wirtschaftlich kompliziert, sogar sehr kompliziert. Wenn wir auf das Inland schauen, haben wir ein extrem hohes Haushaltsdefizit, das auf diesem Niveau bleiben dürfte, falls keine Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung ergriffen werden. Wir haben ein hohes Leistungsbilanzdefizit, und im Ausland sehen wir einen Krieg an der Grenze und nun auch einen beginnenden Handelskrieg. Unter diesen Bedingungen ist das Rezessionsrisiko deutlich gestiegen – daher ist es möglich, dass wir dieses Jahr eine milde Rezession erleben.“
Nach Angaben der Nationalbank deuten die jüngsten Daten und Analysen bereits auf eine spürbare Abschwächung des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal 2025 hin. Eine ungünstige Entwicklung könnte durch eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Rumäniens zusätzlich verschärft werden. Vor diesem Hintergrund plädieren Ökonomen für eine konsequente Nutzung europäischer Mittel – insbesondere jener aus dem Wiederaufbauplan PNRR –, die an das Erreichen strenger Zielvorgaben und Meilensteine geknüpft sind. Diese seien entscheidend für die Umsetzung struktureller Reformen und könnten zumindest teilweise helfen, die negativen Effekte geopolitischer Konflikte abzufedern.