Ein Filmfest zum Thema Menschenrechte regt zum Dialog an
In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft, in der Algorithmen die Spaltung der Menschen in ideologische Blasen fördern und verstärken, hat One World Romania – das einzige Dokumentarfilmfestival mit Schwerpunkt Menschenrechte – zu Austausch und Verständnis aufgerufen.

Iulia Hau, 16.04.2025, 11:39
One World Romania hat intensive Debatten zu Themen wie soziale Ungleichheit, Migration oder extremistische Bewegungen angestoßen. Zehn Tage lang liefen über 50 Dokumentarfilme im Kino des Bauernmuseums, im Cinema Elvira Popesco des französischen Kulturinstituts und im Filmhaus Union in Bukarest. Viele dieser Vorführungen wurden von ausführlichen Diskussionen mit Filmschaffenden, Medienplattformen, NGOs und engagierten Stimmen aus der Zivilgesellschaft begleitet.
Weil das Wort „Legionär“ im vergangenen Winter zu den meistgesuchten Begriffen im rumänischen Internetwörterbuch dexonline.ro gehörte, rückte das Festival das Thema Faschismus in den Fokus – als eine der dringendsten Fragen unserer Zeit. Gezeigt wurden Wochenschauen aus den Jahren 1940–1950, die an Volksfeste der faschistischen Legionärsbewegung und Massaker aus dem vergangenen Jahrhundert erinnerten.
Im Anschluss waren die Zuschauer zu einem Gespräch mit den Historikern Adrian Cioflâncă und Florin Müller eingeladen. Ziel war es, die wahre Bedeutung dieser gewaltsamen politischen Bewegung offenzulegen und den Einfluss damaliger Propagandafilme zu beleuchten.
Ein weiterer Themenschwerpunkt war in diesem Jahr SLAPP – ein Begriff für Einschüchterungsversuche und juristische Angriffe gegen Journalisten, Aktivisten und NGOs, um deren Stimme in der Öffentlichkeit zum Schweigen zu bringen. Auch Rumänien ist mit diesen sogenannten strategischen Klagen gegen öffentliche Teilhabe konfrontiert – eine Gefahr für Demokratie und Meinungsfreiheit. Rumänische Journalisten und Aktivisten berichteten beim Festival von ihren eigenen Erfahrungen mit solchen Angriffen.
Andreea Lăcătuș, die Leiterin von One World Romania, erklärte, dass sich das Thema der Ausgabe 2025 aus der Annullierung der rumänischen Präsidentschaftswahl im Dezember 2024 ergab – verursacht durch äußere Wahlbeeinflussung und die Algorithmen-Manipulation auf TikTok zugunsten des Kandidaten Călin Georgescu:
„Das diesjährige Thema heißt ‚Hörst du mich‘. Normalerweise legen wir im Herbst das Thema für die nächste Ausgabe fest, aber nach all dem, was im Winter rund um die Wahlen passiert ist, wurde uns klar: Die Welt hat sich radikal verändert. Und wir wollten unbedingt im Hier und Jetzt bleiben. Mitten in all dem Stress, der Panik, der Spaltung, haben wir gemerkt, wie schwer es ist, sich gegenseitig zu erreichen. So kamen wir zu dem Titel ‚Hörst du mich‘ – weil wir ständig versucht haben, einander zu verstehen, einander zuzuhören. Uns wurde bewusst: Es geht allen so. Deshalb wollten wir genau darüber sprechen und andere fragen: Wie gehen sie damit um, dass sie sich oft überhört, nicht beachtet, unsichtbar fühlen?“
Gefragt nach den Herausforderungen für ein solches Nischenfestival, erklärte Andreea Lăcătuș, dass sich menschenrechtsbezogene Dokumentarfilme kaum kommerziell verwerten lassen – was es erschwert, Partner und Unterstützer zu finden. Auch die Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern gestalte sich schwierig, da nur wenige die Eigenheiten dieses Genres und sein gesellschaftliches Potenzial wirklich verstünden. Nach zehn Jahren Erfahrung in der Kultur- und Zivilgesellschaftsszene ist Lăcătuș überzeugt, dass es zu wenige Räume für Begegnung und Dialog zwischen Menschen mit Interesse an Menschenrechten gibt:
„Aus meiner Sicht – auch weil ich einige Jahre in der Gemeinwesenarbeit aktiv war, an Orten, an denen es keinen Zugang zu Kultur gibt – kann ich sagen: Nicht einmal unsere Bubble wird kulturell erreicht. Auch Menschen, die sich für Würde und Respekt einsetzen, haben zu wenig Möglichkeiten, einander zu begegnen. Es gibt kaum Angebote für sie – und schon gar keine kohärenten. Unsere Kommunikation richtet sich also einerseits an diese aktiven Künstler und Aktivisten, und nebenbei erreichen wir so auch neues Publikum.“
„Wir erreichen durch unser Format auch das Kinopublikum – das möglicherweise vielfältiger ist. Vielleicht sind die Zuschauer in bestimmten Kinos eher konservativ geprägt und unterscheiden sich von unserem üblichen Profil. Außerdem hilft uns die Zusammenarbeit mit Universitäten, Schulen und unser Engagement im öffentlichen Raum.“
Seit vergangenem Jahr ist das Jugendprogramm ein fester Bestandteil des Festivals – speziell für rumänische Teenager und den Dialog zwischen den Generationen. Was zunächst als kleines Experiment begann, brachte 2024 bereits 1.100 Jugendliche zusammen, elf kostenlose Workshops, sechs Filmvorführungen und ein Konzert. Besonders bemerkenswert sind jedoch die Begegnungen zwischen Jugendlichen und Senioren, die in Zusammenarbeit mit Tageszentren in Bukarest organisiert werden.