Hörerpostsendung 18.11.2018
Heute mit Zuschriften von unseren Hörern Dieter Langguth, Lutz Winkler und Jens Kruse.
Sorin Georgescu, 18.11.2018, 17:30
Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!
Heute möchte ich weitere Zuschriften erwähnen, die uns nachträglich zum Hörertag anlässlich des 90-jährigen Jubiläums des Rumänischen Rundfunks erreicht haben.
Dieter Langguth (aus Essen) meldete sich per E-Mail mit kritischen Zeilen über den Stand der privaten wie öffentlich-rechtlichen Rundfunklandschaft in seiner Heimat:
Liebes Redaktionsteam von Radio Rumänien International,
mit etwas Verspätung, aber umso herzlicher, möchte ich dem Rumänischen Rundfunk zum 90. Geburtstag gratulieren.
Als vor 90 Jahren die ersten Sendungen ausgestrahlt wurden, war noch Pioniergeist gefragt, denn die Studiotechnik, die Sender, aber auch die Antennen waren nicht so leistungsstark wie heute.
Anhand der Beiträge zum Rundfunktag spiegelte sich wider, in welcher Situation sich der Rundfunk heute befindet. Wenn man meint, dass ausgefeilte Rundfunktechnik und die vielen Programme weniger Rundfunkanstalten das Grundrecht auf Informationsfreiheit gewährleisten können, liegt man wohl leicht daneben. Das Programmangebot regionaler Sender, die auf UKW senden, ähnelt sich und bringt nur dürftige Informationen. Junge Redakteure bringen es da schon mal auf 4 bis 5 Stationsansagen in 60 Minuten. Denn man versucht, mit flachen Inhalten die Sendestunde zu füllen. Irgendwie, egal welchen Sender man hört oder sieht, hört man im Wortlaut gleiche Anmoderation und oder ähnlich formulierte Fragen, die schon an Formschreiben erinnern und vermutlich den Lerninhalt der Journalistenschulen darstellen. Junge Journalisten berichten oft über Sachen und in einer Form, wo ich manchmal frage, ob ich den Kinderkanal eingeschaltet habe. Ein qualifiziertes Korrespondentennetz wurde meist aus Kostengründen zusammengestrichen.
Hinzu kommt, dass man sich diesem System kaum entziehen kann. Für die wenigen informativen Sendungen wird dann noch zwangsweise ein Rundfunkbeitrag verlangt. Ein Entrinnen gibt es nicht. Jeder muss zahlen, egal ob er nun über die technische Einrichtung zum Abhören der Sendungen verfügt oder nicht. Oft stellt man bereits nach wenigen Minuten fest, dass dies nicht der Sender oder das Programm ist, was einem gefällt. Es kann nicht angehen, dass man gleichlautenden Meldungen, die irgendwo von einem Presseportal heruntergeladen wurden, mit gleichem Wortlaut mehrmals am Tag in unterschiedlichen Medien begegnet.
Ein Entrinnen ist so gut wie unmöglich. Dreht man einmal am Einstellknopf seines Radios, stellt man fest, dass sich auf der Mittel- und Langwelle die meisten deutschen Rundfunkstationen aus diesen Frequenzbereichen verabschiedet haben. Letztlich der Mittelwellensender des Saarländischen Rundfunks, dessen Antennenmasten gesprengt und dessen Sendeeinrichtung nun öffentlich versteigert wird. Um nicht von den regionalen Sendern in gleichbleibender stupiden Kontinuität berieselt zu werden, bleibt hier nur noch die Ausweichmöglichkeit auf den Deutschlandfunk, der aber auch leider nicht flächendeckend seine Programme auf UKW ausstrahlt.
Der Pioniergeist von einst ist für uns Kurzwellenhörer heute ein Glück und ein kleiner Lichtblick. Auch hier wird die Zahl der Sender immer weniger oder die Sendezeiten werden stark eingeschränkt. Aber wenn man will, findet man bei den internationalen Rundfunkstationen ein informatives hochwertiges Programmangebot.
Bedenken wir, dass es bei der ARD keinen festen Korrespondenten auf dem australischen Kontinent gibt. Von Singapur ist man zuständig bis nach Neuseeland. Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es gerade mal drei Korrespondentenbüros. In Südamerika kommt die ARD gerade mal auf zwei Büros. Durch die riesige geographische Entfernung sind dadurch Reisezeiten von oft mehreren Tagen erforderlich, um vom Ort zu berichten. Über viele tausende von Kilometern ist ein direkter Kontakt zu den Ereignissen vor Ort fast unmöglich. Wie will man aktuell und seriös berichten, wenn man mehrere Zeitzonen und viele Flug- und Fahrkilometer vom Ort des Geschehens entfernt ist. Herauskommen kann da nur ein unvollständiges Bild, also keine hochwertige Information.
Eine inhaltliche und personelle Erneuerung bei den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und bei den Gebühren könnte das Ansehen bei den Gebührenzahlern erheblich verbessern. Nur Qualitätsjournalismus kann dem schlechten Image der Presse entgegenwirken. Nur mit guter und leistungsgerechter Bezahlung, einer personellen Auswahl nach Qualifikation und fernab von Quotenregelungen. An dieser Stelle erinnere ich mich gerne an Peter Scholl-Latour oder Gerd Ruge, der auch 2018, wie Radio Rumänien International, neunzig Jahre alt wurde, die auch mal unerschrocken über Themen berichteten, die von den Regierenden nicht so gerne gesehen wurden.
Aus diesen Gründen möchte ich Sie bitten, machen Sie mit Ihren Sendungen noch lange weiter, auch auf der Kurzwelle. Sie leisten einen hervorragenden Beitrag in Sachen Informationsfreiheit und das auch noch für die weltweiten Hörer kostenlos. Es macht immer wieder Freude, Sie in deutscher Sprache aus Bukarest zu hören.
Es grüßt Sie herzlich aus Essen
Dieter Langguth
Vielen Dank für Ihre ausführlichen Zeilen, lieber Herr Langguth. Ich stimme in vielen Punkten mit Ihrer Kritik überein. Allerdings finde ich, dass das Alter der Redakteure nicht unbedingt eine Rolle in der Qualität der Berichterstattung oder der Moderation spielt. Und ob man private UKW-Sender allesamt über einen Kamm scheren sollte, ist auch fraglich. Ich kann die private Radiolandschaft in Deutschland nicht beurteilen, in Rumänien ist sie aber alles andere als schlecht. Zum einen ist das Musikprofil der vielen Privatsender ziemlich ausdifferenziert, man kann also kaum von Dudelfunk sprechen, praktisch kann jeder einen Sender mit der Musik seines Geschmacks finden. Zum anderen macht politische Berichterstattung auch bei privaten Sendern hierzulande noch einen beträchtlichen Teil des Programms aus. Und es gibt viele junge Redakteure, sagen wir mal so in ihren Dreißigern, die ziemlich gute Arbeit leisten. Und mir ist eine junge, dynamische Berichterstattung, der auch mal Fehler unterlaufen können, viel sympathischer als die gewiefte Präsentation von oft selbsternannten Experten, denen niemand das Wasser reichen kann oder die sich für unfehlbar halten. Zu den Rundfunkgebühren für öffentlich-rechtliche Programme möchte ich auch nicht viel sagen. In Rumänien wurde die Rundfunkgebühr vergangenes Jahr aus politischem Kalkül gestrichen. Ob und wie sich das auf die Qualität der Berichterstattung auswirken wird, wird sich noch zeigen. Auf jeden Fall ist es kein gutes Omen, ausschließlich am Tropf des Staatshaushaltes zu hängen – die Einmischung in die redaktionelle Tätigkeit oder politische Beeinflussung werden dadurch leichter möglich. Den Abbau des Korrespondentennetzwerks finde ich auch bedauerlich. Über Satellitenschüssel empfange ich zu Hause auch deutsche TV-Sender – die öffentlich-rechtlichen gehören zu meinen Favoriten, insbesondere Phoenix-TV. Und seit einigen Jahren merkt man, dass die knapp bei Kasse sind. Gab es früher recht viele ausgezeichnet gemachte Dokumentationen, kommen nun höchstens 2–3 Neuproduktionen im Jahr, die dann oft wiederholt werden. Vielen Dank nochmals für Ihr Feedback, lieber Herr Langguth, und herzliche Grüße nach Essen!
Und noch einen Nachtrag zum Hörertag erhielten wir, und zwar von Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus. Folgende Zeilen schickte er uns per E-Mail:
Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,
nun schreiben wir schon November. Nach einem ersten Wintereinbruch in der letzten Woche versprechen die Wetterexperten wieder ungewöhnlich mildes Wetter. Die Nächte jedoch sind frostig und die Natur bereitet sich auf den Winterschlaf vor.
Der Empfang ist auf der Kurzwelle sehr gut verständlich, ich hänge dieses Mal einen Audiomittschnitt an die Mail.
Ich möchte Ihnen und dem rumänischen Rundfunk auch sehr gern zum 90. Geburtstag gratulieren. 90 Jahre sind eine stolze Zahl. Sie haben diesen Tag wieder mit dem Hörertag begangen. Und es war sehr interessant, die Meinungen zum Thema Radio von unbekannten und bekannten Hörerfreunden zu hören. Einfach eine klasse Aktion von RRI! Nun ist ja Radio Rumänien International der einzige Radiosender aus Mitteleuropa, der auf Kurzwelle in deutscher Sprache direkt aus dem Land sendet. Und das in einer ausgezeichneten Qualität. Ich hoffe, dass dies noch lange möglich ist.
In Deutschland wird derzeit sehr heftig über die Organspende diskutiert. Einerseits warten viele Menschen auf Spenderorgane, wie z.B. auf ein Herz, eine Lunge oder eine Niere. Andererseits ist die Bereitschaft der Bevölkerung – durchaus auch durch undurchsichtige Praktiken von Ärzten – auf ein Minimum gesunken. Hier muss jeder seine Bereitschaft erklären, dass nach seinem Tod Organe zur Transplantation entnommen werden können. Nun soll ein neues Gesetz diskutiert werden, dass man einem generellen Einverständnis widersprechen muss. Die Politik erhofft sich dadurch eine höhere Anzahl von zu transplantierenden Organen. Wie ist diese heikle Problematik in Rumänien geregelt?
So – nun möchte ich schließen, ich wünsche Ihnen in Bukarest eine schöne Zeit und verbleibe mit freundlichen Grüßen an alle Redaktionsmitglieder
Ihr Hörer
Lutz Winkler
Vielen Dank für die Glückwünsche zum Jubiläum, lieber Herr Winkler. Um Ihre Frage zu beantworten, möchte ich noch recherchieren und werde auf das Thema in einer der kommenden Sendungen zurückkommen. Vorerst nur so viel: In Rumänien ist es schlecht um die Organspende bestellt. Laut Medienberichten sei die Zahl der Organspender in den letzten vier Jahren auf ein Fünftel zurückgegangen. Gab es 2014 noch 138 Spender, so sind es 2018 nur noch 30. Aber wie gesagt: Ich werde mir die einschlägige Gesetzgebung anschauen und weitere Medienberichte lesen und komme auf das Thema mit einer ausführlicheren Antwort zurück. Herzliche Grüße nach Schmitten!
Zeit noch für eine kurze Hörermeldung. Jens Kruse aus Deutschland konnte uns während eines DX-Camps empfangen und schickte uns sein Feedback per E-Mail:
Guten Abend,
auf dem DX-Camp der Kurzwellenfreunde Nordrhein-Westfalen empfange ich gerade Ihre Sendung in Deutsch / in DRM.
Auf dem Empfänger stellt sich die Sendung wie auf den Screenshots in der Anlage dar.
Ferner habe ich mal eine Tonaufzeichnung beigefügt, damit Sie einen Eindruck bekommen, wie Ihre Sendung hier in Solingen zu hören ist. Klingt echt gut!
Viele Grüße aus Deutschland
Jens Kruse
Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Kruse, und Gruß zurück!
Zum Schluss die Postliste. Einen Briefstapel habe ich mir in die Hand drücken lassen, die Lektüre verschiebe ich auf nächstes oder übernächstes Mal. E-Mails erhielten wir bis einschließlich vergangenen Freitagabend von Fritz Andorf, Michael Willruth, Stefan Druschke und Heinrich Eusterbrock (alle aus Deutschland) sowie von Georg Pleschberger (aus Österreich), Dmitrij Kutusow (Russland) und Reginaldo Zucoloto (aus Brasilien, der uns mit Google Translate sogar auf deutsch schrieb und um ein paar Souvenirs bittet).
Audiobeitrag hören: