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Hörerpostsendung 16.8.2015

Heute u.a. mit Zuschriften von Reginaldo Anunciação aus Brasilien, Wolfgang Waldl aus Wien und Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus.

Hörerpostsendung 16.8.2015
Hörerpostsendung 16.8.2015

, 16.08.2015, 17:30

Als ich letzte Woche zu unserer Poststelle ging, um mir Briefe aushändigen zu lassen, war ich recht erstaunt, einen Umschlag aus Brasilien in der Mappe für die deutsche Redaktion zu finden. Ich dachte zunächst, es sei ein Fehler und der Brief müsse für die spanische Redaktion sein, denn nach der Schlie‎ßung der portugiesischen Redaktion vor über 10 Jahren haben viele Hörer aus Brasilien unsere Programme in spanischer Sprache verfolgt. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Muttersprachler des Portugiesischen verstehen in der Regel auch Spanisch ziemlich gut. Doch siehe da, der Brief war in recht passablem Deutsch verfasst. Folgende Zeilen schickte uns Reginaldo Anunciação (aus Brasilien):



Hallo,



wie geht es Ihnen, liebe Freunde?



Mein Name ist Reginaldo Anunciação, ich lebe in der Stadt Barra Mansa im Bundesstaat Rio de Janeiro, Brasilien. Ich höre Ihre Nachrichten und weitere Info-Sendungen, die Volksmusik und Ihre Berichte über Literatur und Kultur. Rumänien ist ein schönes Land. Wann wurde der Rundfunk bei Ihnen gegründet? Wieviele Mitarbeiter hat der Deutsche Dienst von RRI? Ihre Programme sind von ausgezeichneter Qualität! Ich habe keine Antwort auf einen Brief von 2014 erhalten. Ich bitte um einen Sendeplan und einen Wimpel von RRI.



Vielen Dank und 73’s


Ihr Hörer aus Brasilien Reginaldo




Obrigado por sua carta, caro senhor Anunciação – vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Anunciação. Was aus Ihrem Schreiben von 2014 geworden ist, wei‎ß ich nicht, falls es uns erreicht hat, muss es wohl in der spanischen Redaktion gelandet sein. Gerne schicken wir Ihnen einen Sendeplan; Wimpel hingegen werden leider seit geraumer Zeit nicht mehr hergestellt. Zu Ihren Fragen: Der Rumänische Rundfunk ging am 1. November 1928 auf Sendung, die ersten Programme für das Ausland wurden bereits in den 1930er Jahren ausgestrahlt. Die Deutsche Redaktion hat zurzeit neun Mitglieder. Auf dem Familienfoto von 2013, das Sie auf unserer Homepage finden können, werden Sie allerdings nur sieben Leute und unsere Chefredakteurin Irina Adamescu erblicken. Jawohl, wir haben inzwischen Verstärkung bekommen, wobei die neuen Kollegen allerdings Heimkehrer sind, die langjährigen Hörern bekannt sein dürften. Seit Ende vergangenen Jahres arbeitet zum einen Alex Gröblacher wieder bei uns. Ende der neunziger Jahre stellte er sich noch als Alex Niculescu am Mikro vor, damals gestaltete er die DX-Sendung, die dann von der Rubrik Thematik Medien“ abgelöst wurde. Nach beinahe 10 Jahren beim Inlandsrundfunk hat er zur alten Redaktion zurückgefunden und sich bestens wieder eingelebt. Und es kommt noch besser: Ab Herbst wird es wieder eine Medienrubrik von und mit Alex geben; welche Inhalte er darin behandeln wird, dass erzählt er Ihnen gleich selbst:



Die neue Sendereihe hei‎ßt VERNETZTE WELT und soll jeweils am Donnerstag ausgestrahlt werden, obwohl das so 100% nicht feststeht. In zwei Sätzen zum Inhalt. Es geht um die Zusammenhänge zwischen Technik, Medien und Gesellschaft – dabei wollen wir keine Werturteile abgeben, sondern eher Fragen in den Raum stellen. Weil wir auch den gesetzlichen Auftrag haben, aus und über Rumänien zu berichten, setzen wir den Schwerpunkt auf die Art und Weise, wie die rumänische Gesellschaft mit Technik umgeht.“



Danke, Andy, die Hörer sind bestimmt schon gespannt. Au‎ßer Alex arbeitet seit wenigen Wochen auch Adina Olaru wieder bei uns, allerdings nur auf Teilzeit, denn ihr Hauptjob ist Dolmetscherin bei der Europäischen Union. Adina ist auch dreifache Mutter, ihre Drillinge Claudia, Mircea und Paul sind genauso sportlich wie sie selbst.




Nach diesem Geplauder aus dem Nähkästchen möchte ich nun weitere Hörerzuschriften verlesen. Von Brasilien geht es nun nach Europa. Aus Wien erhielten wir per Post folgende Zeilen von unserem Stammhörer Wolfgang Waldl:



Lieber Herr Georgescu, werte Redaktion!



Es freut mich sehr, dass Sie meine zwei Karten und den Brief erhalten haben, wie Sie im Funkbriefkasten vom 5. Juli erwähnten. Die Nachricht vom bevorstehenden Aus des Dienstes von Radio Serbien fand ich wieder einmal traurig. Ich hörte diesen Sender in der kommunistischen Zeit, während des Balkankriegs und auch jetzt. Nicht immer war der Empfang gut. Interessant ist, dass Radio Skopje auf MW schon seit längerer Zeit eine sehr gute Nachrichtensendung in serbischer Sprache bringt. Vielleicht weichen dann die Hörer dorthin aus.



Überhaupt sollte man sich immer den Gegebenheiten anpassen. Auch wenn die Chinesen wenig mit uns gemein haben (oder umgekehrt), ihre Sendungen sind sehr gut gemacht und vielleicht wird es bald keine Alternative geben – RRI natürlich ausgenommen.



Mich würde nur interessieren, warum manche Staaten die KW beibehalten, oder die MW, wie z.B. Ungarn, und ob der Betrieb solcher Sender wirklich so viel Strom verbraucht.



In den 30er Jahren sendete ganz Europa auf MW und auf den alten Geräten waren die Hauptstädte und Senderstandorte auf der beleuchteten Skala vermerkt. Wie einfach war es da, Grenzen zu überschreiten und z.B. Musik aus den Ländern am Balkan zu empfangen!



Anbei einen Artikel aus dem Funkamateur vom Mai zu diesem Thema. Es ist wirklich so, dass die Mittelwelle das sicherste Medium ist im Hinblick auf einen elektronischen Blackout. Was nutzen da die batteriebetriebenen Kofferradios im Unterstand, wenn es MW-Sender nicht mehr gibt?




Vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Waldl. Die Schlie‎ßung von Voice of Serbia ist inzwischen leider eine vollendete Tatsache – die Sendungen wurden am 31. Juli eingestellt. Auf der Webseite des Senders ist eine verbitterte Abschiedsbotschaft zu lesen – hier ein paar Auszüge:



Am Ende kann uns niemand weismachen, dass die Schlie‎ßung des Radios gerechtfertigt ist. Auch neben der Tatsache, dass Serbien in der Wirtschaftskrise und jeder eingesparte Dinar wichtig ist, verstehen wir nicht, wieso dieses Radio als eine Bremse des wirtschaftlichen Fortschritts des Landes, der Eurointegration, der Strategie des Landes gekennzeichnet wurde und wieso man es mit einem schlichten Schnitt ausschalten muss. Es scheint, als gebe es für diese Entscheidung keine handfesten Argumente.



Am Ende bleibt uns, festzustellen, dass wir auf die Geschichte unseres Radios stolz sind, wie auch auf alles, das wir Ihnen, unseren Hörern, übertragen haben. Wir sind auch auf Sie stolz, weil wir die besten Hörer und Besucher unserer Homepage hatten, was Sie uns mit zahlreichen Mails und Briefen immer wieder bestätigt haben. Danke, verehrte Hörer, wo auch immer Sie sein mögen, dass Sie all diese Jahre mit uns waren. Wir sind auch den Steuerzahlern Serbiens dankbar, die uns all diese Jahre finanziert haben. Wir sind uns sicher, dass unser Schicksal anders wäre, hätte man sie gefragt. Es macht aber keinen Sinn mehr, darüber zu sprechen. Radio Jugoslawien – Internationales Radio Serbien begrü‎ßt Sie alle und wünscht Ihnen mehr Glück, als wir es selbst hatten.




Tja, traurig ist es in der Tat, ich wünsche den Kollegen von Radio Serbien, dass sie bald angemessene Anstellungen finden, die ihren Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnissen entsprechen.



Das von Herrn Waldl ebenfalls angesprochene Thema Kosten des Betriebs von Kurzwellensendern ist ein kompliziertes – ich habe nirgendwo detaillierte Informationen dazu gefunden, oder sie werden wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Rein theoretisch könnte man sie selber nachrechnen, nur müsste man dazu folgende Eckdaten kennen: die Sendestärke des oder der Sender, die Gesamtzeit, in der die Sender auf Betrieb sind (also z.B. Stundenzahl im Jahr), und die Stromkosten im jeweiligen Land bzw. die genauen Konditionen, die der Sender mit dem Stromlieferanten oder dem Betreiber der Sendeanlagen ausgehandelt hat. Hinzu kommen die Personal- und Wartungskosten sowie die Ausgaben für technisches Zubehör. Es kann also schon sein, dass unterm Strich eine beachtliche Summe herauskommt. Das Problem ist allerdings, dass die Ausschaltung von Sendern zwar immer wieder mit den hohen Stromkosten begründet wird, es werden aber nie konkrete Zahlen vorgelegt. Denn wenn die Zahlen doch nicht so hoch ausfallen wie behauptet, dann müsste man sich u.U. Gedanken darüber machen, ob nicht etwa andere Ausgaben im Hause das Budget belasten. Und so viel Transparenz scheint eben nicht erwünscht zu sein.



Ich habe trotzdem ein Dokument im Internet gefunden, dass eine ungefähre Veranschaulichung ermöglicht. Das Unternehmen Radiocom, das auch die rumänischen Kurzwellensender betreibt, stellte 2011 ein Handbuch zur Kostenkalkulation der unterschiedlichen Sendebetriebe bereit. Darin ist auch ein Kostenvoranschlag für Kurzwellensendungen enthalten. Die Information ist tabellarisch angeführt, links stehen die drei bekannten Standorte der Sender und die jeweilige Sendestärke in KW, in der mittleren Spalte steht ein monatlicher Tarif und rechts ist der Tarif für eine Sendestunde täglich zu sehen. Die Monatstarife sind dabei viel günstiger.


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Nun kenne ich die gesamte Sendestundenzahl unseres Senders nicht und wei‎ß auch nicht, ob der Rundfunk für seine Kurzwellenausstrahlungen nicht etwa günstigere Konditionen hat. Ebenso ist mir nicht bekannt, ob Radio Rumänien International abwechselnd nur über einen oder über alle drei Standorte gleichzeitig sendet. Man kann anhand dieser Tabelle aber ungefähr ausrechnen, wieviel die Sendungen im Jahr kosten könnten. Und ich nehme dabei die günstigeren Monatstarife als Kalkulationsbasis. Wenn man nur über einen Sender ausstrahlt, dann sind das umgerechnet 36.000 Euro im Monat, im Jahr wären es also über 432.000 Euro. Wenn man nun über alle drei Sender gleichzeitig ausstrahlt, kommt man auf knapp 1,3 Mio. Euro im Jahr. Ob das viel oder noch vertretbar ist, mögen Sie selbst beurteilen. In den letzten Jahren hat der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk jedenfalls Einnahmen in Höhe von umgerechnet über 90 Mio. Euro erzielt, ist dem Tätigkeitsbericht von 2013 zu entnehmen.




Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) schrieb uns im Juli zum Thema Nato-Truppen in Rumänien und die Einrichtung einer Kommandostelle:



Sehr interessant finde ich immer die politischen Berichte bei Radio Rumänien. So war in einer Sendung die NATO-Stationierung bzw. die Einrichtung eines Befehlszentrums das Thema. NATO-Generale werden in Rumänien arbeiten und leben. Mich würde an dieser Stelle interessieren, wie die rumänische Öffentlichkeit diese neuen Gäste wahrnimmt – eher kritisch oder positiv. Solch ein Befehlszentrum kann ja im Ernstfall auch ein Angriffspunkt sein. Oder ist man nach der über 40-jährigen Besatzung durch sowjetische Truppen nun froh, die NATO im Land zu haben?




Danke für Ihr Interesse an den Ereignissen in Rumänien, lieber Herr Winkler. Um Ihre Frage zu beantworten, muss ich erst etwas richtig stellen. Die sowjetischen Truppen waren nicht 40 Jahre im Land, sondern nur bis ca. 1958. Bis dahin hatte es einen bewaffneten antikommunistischen Widerstand in den rumänischen Karpaten gegeben, mit der vergeblichen Hoffnung, dass die US-Streitkräfte intervenieren würden, um das von den Sowjets an die Macht gehievte kommunistischen Regime zu beseitigen. Die Amerikaner kommen“ war der verhei‎ßungsvolle Spruch, den sich die Rumänen damals obsessiv zuflüsterten. Mit der Gefangennahme der letzten Widerstandskämpfer fassten die Sowjets dann Vertrauen, dass die rumänischen Kommunisten nun das Land fest im Griff haben, und zogen ihre Truppen ab. In der Bevölkerung gab es aber auch danach eine latente antisowjetische Stimmung, die man in den 1960er–70er Jahren zwar nicht bewusst kultiviert, aber auch nicht entmutigt hat. Als Ceauşescu 1968 den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei verurteilte (und auch die Beteiligung rumänischer Truppen verweigerte), erntete er eine breite Zustimmung. Somit gibt es historische und psychologische Gründe für die Ängste gegenüber Russland und für die Unterstützung der amerikanischen Politik. Und gerade wenn der Kreml eben wieder einmal eine unberechenbare Politik betreibt und souveräne Staaten in seiner Nachbarschaft destabilisiert, ist man hierzulande eher geneigt, das Vorhandensein eines Nato-Stützpunktes als einigerma‎ßen beruhigend zu betrachten und nicht ein Problem darin zu erblicken.




Zeit für die Posteingangsliste. Postbriefe erhielten wir von Reginaldo Anunciação (Brasilien), Wolfgang Waldl (Wien), Sandro Blatter (Schweiz), Detlef Jurk (Berlin) und Martin Brosche (Schwäbisch Gmünd). Ein Fax erhielten wir von Heinz-Günter Hessenbruch aus Deutschland. E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Martina Pohl, Anna und Bernd Seiser, Yigal Benger, Michael Lindner, Lutz Winkler und Georg Barth (alle aus Deutschland) sowie von Georg Pleschberger (Österreich).




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