Hörerpostsendung 14.09.2014
Heute mit der Beantwortung von Fragen unserer Hörer Dieter Feltes, Ralf Urbanczyk, Günter Spiegelberg und Joachim Verhees.
Alex Grigorescu, 14.09.2014, 15:55
Unser Kollege Sorin Georgescu ist noch in seinem wohlverdienten Urlaub. Ich bin Alex Grigorescu und werde heute versuchen einen Teil der Hörerfragen zu beantworten, die wir in den letzten Wochen erhalten haben.
Dieter Feltes aus Pyrbaum, Bayern schireb uns im August:
In der Mittagszeit habe ich immer sehr guten Empfang Ihrer Sendungen. Wie gesagt zu Mittag und nach dem Essen lege ich mich auf das Sofa und höre Ihre Sendungen. Dies ist mir als Rentner mit 67 Jahren möglich. In den Morgenstunden bin ich außer in den Wintermonaten im Garten und widme mich dem Gemüse und den Blumen sowie meinem kleinen Gartenteich mit seinen kleinen Fischen. Bei 2500 qm hat man schon was zu tun. Und das Rasenmähen kommt dann auch noch dazu.
Wie ist es in Rumänien? Sicherlich pflanzen auf dem Land die Bevölkerung auch Tomaten und Gurken wie auch Salat an. So esse ich z.B. unbehandeltes Gemüse. Auch Bohnen haben wir angepflanzt.
Vielen Dank für die Neuigkeiten aus Rumänien. Immer wieder gibt es für mich interessante Sendungen, wie z. B. das Wirtschaftsmagazin. Auch bei uns wollen immer mehr Leute der Landwirtschaft den Rücken kehren. Es ist halt so, das in diesem Bereich die Freizeit besonders für junge Leute fehlt. Haben in Rumänien die junge Generationen kein Interesse mehr an der Landwirtschaft? Vielleicht können Sie einmal einen kleinen Bericht über die Landwirtschaft senden. Wäre sicherlich interessant.
Vielen Dank für Ihre Nachricht, lieber Herr Feltes. Es freut uns, dass Sie unsere Sendungen gut empfangen. 2500 Quadratmeter bearbeiten, das ist schon eine Leistung. Da muss man wohl nicht mehr viel Sport treiben.
Zu Ihrer Frage betreffend die Eigenversorgung der Bevölkerung auf dem Lande: es stimmt, die meisten Landwirte pflanzen in ihren Gärten alles was sie brauchen an. Etwa 45 % der rumänischen Bevölkerung lebt auf dem Land. Das rumänische Gemüse schmeckt noch wirklich gut, wobei man auch sagen muss, dass sich die Lage langsam ändert. Einige pflanzen, zum Beispiel, nicht mehr die einheimischen Tomaten-Sorten an, sondern ausländische, die vielleicht resistenter sind und mehr produzieren. Auf jeden Fall kann man in Rumänien auf den Gemüsemärkten noch sehr gutes Gemüse finden, auch Bio-Gemüse.
Hier würde ich auch die Gelegeneheit ausnutzen, um Ihnen noch einige Informationen über die rumänische Landwirtschaft zu liefern. Das wird vielleicht auch andere interessieren. Auf jeden Fall ist das ein aktuelles Thema, denn viele EU-Bürger zeigen sich daran interessiert, in Rumänien Ackerland zu kaufen. Böden bekommt man in Rumänien noch relativ billig. Im Durchschnitt kostet ein Hektar Ackerland etwa 2000 Euro. Im Vergleich dazu, kostet das Hektar in Slowenien 4000 Euro und in Polen 8000 Euro. Seit dem 1. Januar 2014 kann auch jeder EU-Bürger in Rumänien frei Ackerland kaufen. Davor konnten nur Unternehmen das tun.
Ackerland gibt es in Rumänien genug, etwa 14 Millionen Hektar. Davon wird aber nur die Hälfte bewirtschaftet. Grund dafür ist das viele Dorfbewohner in Rumänien alt sind und ihre Felder nicht mehr bearbeiten können. Die jungen Leute auf dem Land versuchen einen Job in der nächstgelegenen Stadt zu finden oder isuchen m Ausland ihr Glück. Wenige bleiben in den Dörfern und arbeiten in der Landwirtschaft.
Andererseits denken aber viele, dass die Landwirtschaft in Rumänien eine grosse Zukunft hat. Die Böden, insbesondere im Süden und Westen des Landes sind sehr gut. Ein grosses Problem in der rumänischen Landwirtschaft sind aber die Bewässerungssysteme. Es gab viele solche vor der Wende, die meisten sind aber nachher aus unterschiedlichen Gründen (Verfall, Diebstahlt manchmal) verschwunden. Dehalb hängt die Ernte in Rumänien auch zum Grossteil vom Wetter ab. Die Bio-Landwirtschaft gewinnt in Rumänien auch immer mehr Anhänger, sowohl Rumänen, als auch andere Europäer, die nach Rumänien kommen und dann hier permanent wohnen und Landwirtschaft betreiben. Das ist natürlich ein wichtiges Thema, darüber kann man sich stundenlang unterhalten und wahrscheinlich werden sie auch zukünftig in unseren Sendungen ab und zu Informationen über die Landwirtschaft Rumäniens erfahren.
Auch unser Hörer Ralf Urbanczyk aus Eisleben, Deutschland schickte uns einige interessante Zeilen zu einem aktuellen Thema:
Ihr Kommentar zur Auswanderung qualifizierter Fachkräfte aus Rumänien, der
Mitte letzter Woche gesendet wurde, traf meines Erachtens genau den springenden Punkt. Unvoreingenommen betrachtet, begegne ich mehr qualifizierten Rumänen in Deutschland als den immer wieder strapazierten „Armutseinwanderern”. Nur dass diese den ganzen Tag hart arbeitende Mehrheit verständlicherweise weniger sichtbar ist als die andere Gruppe, die den ganzen Tag öffentliche Plätze belegt und so dem Klischee des „Armutsmigranten” gerecht wird. Beispielsweise führen rumänische Ärzte die Liste der ausländischen Mediziner in Deutschland an. Dass die dann dem rumänischen Gesundheitssystem fehlen, ist verständlich. Und bei dem Gehaltsunterschied für Ärzte zwischen Rumänien und Deutschland und gleichzeitigem Ärztemangel in Deutschland wundert es mich, dass das Gesundheitssystem in Rumänien überhaupt noch funktioniert.
Lieber Herr Urbanczyk, vielen Dank für ihr Kommentar. Es ist wirklich ein brennendes Thema. Zur Zeit arbeiten etwa 20.000 rumänische Ärzte im Ausland. Natürlich hat Rumänien deswegen riesige Personal-Probleme im Gesundheitswesen. Im Durschnitt verlassen 8 Ärzte täglich Rumänien. 2013 waren es knapp 3000. Nach dem EU-Beitritt Rumäniens 2007 haben sich viele Ärzte entschieden das Land zu verlassen. So kann man heute rumänische Ärzte in allen EU-Ländern finden. Immer mehr. Es gibt viele in Deutschland, vielleicht noch mehr in Frankreich. Man versucht die jungen Leute, zum Beispiel die Assistenz-Ärzte durch verschiedene Massnahmen zu stimulieren, um sie zu überzeugen im Land zu bleiben. Die Gehaltsunterschiede zwischen Rumänien einerseits und Deutschland und anderen westlichen EU-Staaten andererseits sind natürlich sehr gross. Ich glaube man muss da auch ein wenig unterscheiden. Es gibt einerseits Leute die unbedingt auswandern möchten und im Ausland weiter leben wollen. Die meisten Ärzte, die Rumänien verlassen gehören aber nicht dieser Kategorie an. Das ist jetzt eine persönliche Meinung, es keine Statistiken in dieser Hinsicht, aber ich glaube es ist auch nicht allzu schwer sich das so vorzustellen. Sehr viele fühlen sich gezwungen einen Job im Ausland zu finden, weil sie einfach zu wenig verdienen, um ein dezentes Leben zu führen. Viele dieser würden lieber in Rumänien bleiben und nicht so viel wie im Ausland verdienen, aber genug um gut leben zu können. Ich bin mir sicher, wir werden in den nächsten Jahren noch viel darüber diskutieren.
Auch von unserem Hörer Günter Spiegelberg aus Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern erhielten wir mehrere Fragen. Eine davon betrifft das Internet in Rumänien und lautet:
Seit wann ist bei Ihnen im Land der Internetzugang möglich?
Das Internet erschien in Rumänien 1993. Natürlich sah das Ganze damals komplett anders aus als heute. Die meisten hatten keine PCs, es gab aber überall die Internet-Cafes. Jahrelang waren diese voll, viele dieser 24 Stunden am Tag. 2000 wurde das Breitband-Internet eingeführt. In den ersten Jahren haben sich die Internet-Netzwerke chaotisch entwickelt. Es gab damals keine Gesetzgebung in diesem Bereich. Interessant waren die sogenannten Kiez-Netzwerke. Es wurden Kabel von dem einen zum anderen Wohnblock gezogen, und mehrere Hundert Personen hatten dann ein eingenes Netz. Diese wurden dann langsam von den grossen Unternehmen gekauft. Ich glaube aber, dass diese kleinen Netzwerke eine sehr wichtige Rolle bei der Verbreitung des Internets in Rumänien gespielt haben.
Laut einer Studie von 2013 des Marktforschungsunternehmes GfK Romania, würde 61 % der städtischen Bevölkerung das Internet benutzen und 33 % der ländlichen Bevölkerung. Die Internet-Geschwindigkeit in Rumänien ist eine der höchsten in der Welt. In einer Rangliste von Bloomberg, nahm Rumänien 2013 den 5. Platz weltweit bei der Internet-Geschwindigkeit. Soweit zum Internet in Rumänien.
Unser Hörer Joachim Verhees Krefeld, Deutschland hat auch eine interessante Frage für uns:
Gerne hätte ich eine Antwort, wie es mit der Orgel in Hammersdorf steht. Ist die nun fertig, wie ist das Echo in der Bevölkerung?
Lieber Herr Verhees, wir habe eine gute Nachricht. Die Hammersdorfer Orgel wurde restauriert. Dazu habe ich auch einen interessanten Artikel in der Allgemeinen Deutschen Zeitung vom 13. August gefunden und lese Ihnen daraus vor:
Die rund 70 Gottesdienstbesucher in der kleinen Kirche im Hermannstadt/Sibiu eingemeindeten Hammersdorf/Guşteriţa mussten am Sonntag ihre Stimmen zunächst ohne Orgelbegleitung erklingen lassen. Ihren vollen Klang entfaltete die Orgel dann nach der Wiedereinweihung durch Stadtpfarrer Kilian Dörr. Im Mai hatten die Restaurierungsarbeiten des aus dem Jahr 1792 stammenden Instruments begonnen, für den im September erstmals in Siebenbürgen tagenden Jahreskongress des Internationalen Verbands der Orgelbauer (ISO, International Society of Organbuilders) sollte die Orgel fertig sein. Ihr voller, schöner Klang bewies, dass die Wiederherstellung gelungen ist. Die Idee, die Restaurierung im Kontext des Orgelbauer-Kongresses zu beantragen, hatte Organistin Ursula Philippi gehabt. Da Fachkräfte aus Belgien, Deutschland und der Schweiz freiwillig mitgearbeitet haben, konnten die Wiederherstellungskosten auf die Hälfte reduziert werden. Weitere Zuschüsse gab es von Seiten der Stadt und des Kreisrats, rund 8000 Euro jedoch kamen durch die Übernahme von Patenschaften für bislang 598 der insgesamt 680 Orgelpfeifen zusammen. Die Namen der rund 200 Paten werden in eine Liste eingetragen in die Türe der Orgel gesetzt.
Die Renovierung betreut hat die Honigberger Orgelwerkstatt unter der Aufsicht von Barbara Dutli und Ferdinand Stemmer. Es mache sie ganz stolz, die Orgel ihres vor 220 Jahren nach Siebenbürgen gezogenen Landsmanns Melchior Achxs zu restaurieren, meinte Stemmer, der die durchgeführten Arbeiten vorgestellt hat. Von den Pfeifen hatte man jene aus Zinn im Ersten Weltkrieg ausgebaut, an Originalpfeifen erhalten blieben nur jene aus Holz, wie überhaupt nur noch wenig originale Substanz vorhanden, nachdem das Instrument unter anderem 1943 verwüstet worden war. An seine ursprüngliche Stelle in die Orgel wurde auch der Spieltisch wieder eingebaut, den man um 1830 ausgebaut hatte, damit der Organist den Pfarrer sehen kann, wodurch die Mechanik sehr streng wurde“, so Stemmer. Das Zurückrestaurieren“ des Spieltisches war denn auch die größte Arbeit gewesen, denn die gesamte Mechanik musste wieder rekonstruiert werden, sagte der Orgelbauer. Der wieder exzellente klangliche Zustand des Instruments ist auch dem aus Dresden stammenden Orgelbauer Gunther Böhme zu verdanken, der eine Woche frei nahm, um die Orgel in Hammersdorf zu stimmen. Die Wiederherstellung der Orgel stellte Stadtpfarrer Kilian Dörr als Teil des Projekts grüne Kirchenburg Hammersdorf“ vor, in dessen Rahmen Kirche, Pfarrhaus, Pfarrgarten und das 2009 zurückerhaltene Schulgebäude zu einem umfeldfreundlichen Zentrum ausgebaut werden sollen. Es werde alles wieder hergestellt aber nicht, wie es einmal war, sondern die alten Funktionen erhalten neue Aufgaben, so Dörr. Die alten Stimmen werden wieder erklingen, aber etwas anders.
Damit Zeit für die Posteingangsliste. Herkömmliche Schneckenpost lag diese Woche nicht in der Ablage. E-Mails erhielten wir bis Samstagmittag von Hans Kaas, Herbert Jörger aus Bühl, Deutschland, Ralf Urbanczyk aus Eisleben, Deutschland, Heinrich Eusterbrock und Erich Bergmann aus Ansbach, Deutschland Im Online-Formular hinterließ Uwe Schmidt aus Deutschland seinen Empfangsbericht.
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