Hörerpostsendung 20.4.2014
Kollege Sorin Georgescu ist über Ostern ins sonnige Griechenland gefahren; das sei ihm gegönnt, und außerdem war es auch noch die richtige Entscheidung, denn in Bukarest hat es fast ununterbrochen geregnet. Somit ist Alex Sterescu ihr Gastgeber.
Alex Sterescu, 20.04.2014, 15:23
Wahrscheinlich haben sich viele über den Regen gefreut, denn das schlechte Wetter war wohl die perfekte Ausrede, um der Ostermesse in und vor allem vor der Kirche zu entgehen. In Rumänien sind die orthodoxen Kirchen ja verhältnismäßig klein und üblicherweise ist man während dieses besonderen Gottesdienstes auch im Freien. Was ich eigentlich sagen will ist: gestern waren es eigentlich weniger Leute als üblich, die der Messe beigewohnt haben. Und das ist eigentlich gar nicht so schlecht, denn in den letzten Jahren war die Stimmung an Ostern nicht unbedingt nach meinem Geschmack.
Es ist ja so, dass die meisten um Mitternacht zur Kirche gehen, um sich Licht“ zu holen – das heilige Feuer wird als Symbol für die Auferstehung Jesu Christi entzündet. Darüber haben wir am Samstag bereits berichtet. Natürlich sind die streng Gläubigen über mehrere Stunden in der Kirche, die Messe endet in den frühen Morgenstunden. Aber, wie gesagt, die Massen sind nur etwa für eine halbe Stunde dort, um ihre Kerzen anzuzünden. Und in den letzten Jahren war des Gesamtbild eher traurig für mich: viele die laut geschrien und telefoniert haben, einige, die schlechte Witze gerissen haben, oder welche, die Selfies avant-la-lettre gemacht haben. Ich bin ja auch kein Kirchengänger und sehe Ostern eher als Familientradition, jenseits der religiösen Bedeutung. Aber wenn man schon mal dort ist, kann man ein wenig Respekt zeigen.
Und das Ganze zeigt auch, wie undankbar die Leute sind. In kommunistischen Zeiten, also vor 1989, war Ostern als religiöse Feier nicht anerkannt. Im Gegenteil, das Fest war fast verboten. Die Menschen mussten am Ostersonntag in die Arbeit und man versuchte, die Jugend von der Osterstimmung in den Kirchen durch diverse Manöver abzulenken. Etwa durch die Veranstaltung von sogenannten patriotischen“ Aktionen am Ostersonntag, z.B. Altpapiersammlungen oder Reinigungsarbeiten im Park. Ostern war also eine Feier, die im Kommunismus verschwiegen wurde, die Zeitungen und das Fernsehen erwähnte es in der Berichterstattung nicht. Jede Familie feierte wie es ging, im eigenen Heim. Eine Stadtlegende sagt, dass manche das Lammfleisch im Reserverad des eigenen Autos versteckten, um von den Behörden nicht entdeckt zu werden. Heute aber, in Zeiten, in denen jeder das Osterfest mit seinen spezifischen Bräuchen feiern darf, passiert das kaum noch. Eigentlich ist das fast normal.
Jetzt aber zu ihren Zuschriften, liebe Freunde. Und als erstes natürlich eine thematische Frage.
Herbert Jörger (Bühl, D) schreibt: Nachdem ich weiß, dass die Orthodoxe Kirche sich nicht dem gregorianischen Kalender angeschlossen hat, ist Ostern wohl etwas später in Ihrem Land. Könnten Sie die Hörer von Radio Rumänien darüber aufklären.
Danke für Ihre Zuschrift, Herr Jörger. Die Erklärung ist ganz und gar nicht einfach. Der Unterschied beträgt null bis fünf Wochen – die orthodoxen Ostern fallen meistens später. In der Regel folgt die Berechnung aber denselben Algorithmus, das erste Konzil in Nicäa legte schon im Jahre 325 fest, dass man Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond zu begehen hat, der wiederum der Tagundnachtgleiche folgt. Alles schön und gut, könnte man meinen, das Frühjahrs-Äquinoktium haben wir am 21. März eines jeden Jahrs, man braucht also nur wissen, wann danach der erste Vollmond ist und just am nächsten Sonntag hätten wir Ostern.
So einfach ist es aber nicht, liebe Freunde, denn im Unterschied zu Weihnachten und anderen, sogenannten festen kirchlichen Feiertagen, bei denen nur die Sonne eine Rolle spielt, richtet man sich bei der Berechnung der beweglichen Feiertage wie z.B. Ostern auch nach dem Mondkalender. Und der ist in Ost- und Westkirche unterschiedlich. Während sich die katholische und evangelischen Kirchen nach dem gregorianischen Kalender richten, berechnen die orthodoxen Kirchen nach dem justinianischen Kalender. Ab hier beginnen im Meyers-Lexikon und auf Wikipedia komplizierte mathematische Zeitrechnungsdarstellungen nach den beiden Kalendern, die ich Ihnen ersparen will. Festhalten können wir zumindest folgendes: Aus den unterschiedlichen Mondphasenberechnungen ergibt sich eine Differenz von 0 bis 5 Wochen, eine Differenz, die auch einer bestimmten Zyklizität folgt, die mit Schaltjahren und algebraischen Restklassen zu tun hat.
Interessant ist aber, dass die Synode der rumänisch-orthodoxen Kirche den im weltlichen Leben bereits früher eingeführten gregorianischen Kalender 1924 übernahm. Damit wurden nicht nur die 13 Tage Unterschied angeglichen, sondern auch alle kirchlichen Feiertage wieder an denselben Tagen wie in der Westkirche gefeiert. Doch nur 3 Jahre konnten die Christen aller Konfessionen Ostern in Rumänien am selben Sonntag feiern, denn 1927 riefen die orthodoxen Schwesterkirchen – allen voran die russische – die rumänische Kirche zur Ordnung. Diese machte einen halben Schritt zurück und ließ das Osterfest wieder nach der alten Zeitberechnung gelten. Mit der innerorthodoxen Beratung von 1948 in Moskau wurde dies – unter sowjetischem Druck – auch für lange Zeit besiegelt.
Wenn man daher annimmt, das die Rumänen Weihnachten am 7. Januar feiern, liegt man aber falsch, denn das Weihnachtsfest beließ man wie in der Westkirche. Die orthodoxe Kirche ist nämlich in Punkto Weihnachten gespalten: Ostern feiert man zwar überall in der orthodoxen Welt am selben Sonntag, bei Weihnachten trennen sich die Schwesterkirchen wieder: Die Rumänen, Bulgaren und Griechen haben Weihnachten am 25. Dezember, während die Russen, Weißrussen, Ukrainer (abgesehen von den griechisch-katholischen unter ihnen), die Armenier, die Georgier und die Kopten erst 13 Tage später feiern, also am 7. Januar. Recht verwirrend, finden Sie nicht auch? Auf jeden Fall finden Sie jetzt die gesamte Erklärung zum Nachlesen auf unserer Homepage.
Und jetzt, da wir hoffentlich ein wenig Osterstimmung in unser verregnetes Studio gebracht haben, bleiben wir beim Thema und freuen uns darüber, dass heute wieder Irina Adamescu zu Gast in unserer Sendung ist, mit einem ihrer leckeren Rezepte. Sie hat für heute, was auch sonst…leckere, gefüllte Eier zubereitet.
„Gerade noch rechtzeitig für den Ostertisch möchte ich ihnen eines meiner Lieblingsrezepte weitergeben. Es ist unser Familien-Rezept für gefüllte Eier, das meine Mutter von einer in der Familie angeheirateten Tante hat, die eine begnadete Köchin war. Vier Generationen haben dieses Rezept geschätzt oder schätzen es immer noch, wobei meine Tochter, regelrecht vernarrt danach ist. Gefüllte Eier kommen bei uns als Starter bei besonderen Anlässen auf dem Tisch.
Für gefüllte Eier nach Tante Anna Art brauchen sie außer den Eiern (so 5 bis 10, je nach dem wie viele Gäste sie haben), selbst gerührte Mayonnaise (aus, sagen wir, 2 -3 Eigelben und Sonnenblumenöl), Salz, Pfeffer, 3 – 5 schwarze Oliven, Petersilie, eine kleine Zwiebel und etwas saure Sahne.
Während die Eier hart kochen (ca. 10 Minuten) bereiten sie die Mayonnaise zu. Geben sie dafür die Eigelbe mit einem Teelöffel Senf in eine Schüssel und rühren sie, für den Anfang tröpfchenweise, Sonnenblumenöl mit dem Mixer hinein. Wenn die Mayonnaise beginnt fest zu werden, geben sie den Saft einer halben Zitronen hinzu – auch diesen Tröpfchenweise und abwechselnd mit dem Öl. Geben sie soviel Öl und schlagen sie so lange, bis die Maionnaise steif wird. Würzen sie zum Schluss mit Salz und etwas weissem Pfeffer.
Die hartgekochten Eier abschrecken, pellen und halbieren. Achten sie dabei, dass das Eiweiß möglichst wenig beschädigt wird.
Für die Füllung die Eigelbe mit einer Gabel zerdrücken und mit 1 – 2 Esslöffel Mayonnaise zu einer festen Masse verrühren. Olivenfleisch klein schneiden, zerdrücken und zu der Eigelbmasse geben. Petersilie klein hacken und gleichfalls der Masse beigeben. Die Seite einer Zwiebel fein reiben, nur ein bisschen davon nehmen und zu den anderen Zutaten geben. Auch die Zwiebel sollten sie leicht ausdrücken. Die Eigelbfüllung, die eine ziehmlich feste Konsistenz hat, mit etwas Salz und reichlich Pfeffer nach belieben abschmecken und die Eier mit dieser Paste füllen.
Die restliche Mayonnaise mit etwas saure Sahne verrühren, einen Teller mit grünem Feldsalat oder auch Chicorée bedecken, Mayonnaise darüber streichen und anschliessend die gefüllten Eier darauflegen. Mit einigen Petersilienblättern garnieren.”
Das war das leckere Oster-Rezept von Irina Adamescu, ab kommender Woche finden Sie es auch im Internet, unter www.rri.ro, dem Menüpunkt Hörerecke und Funkbriefkasten. Wenn Sie es zu Hause ausprobieren, würden wir uns über Photos mit dem Endergebnis sehr freuen, auch wenn es – Gott behüte – eine Katastrophe werden sollte.
Andreas Pawelczyk (Mannheim), E-Mail:
Habe Ihren Beitrag zum Thema Leiharbeit in Rumänien gehört und ihn nochmals auf Ihrer Webseite nachgelesen. Angeblich soll es jetzt in Rumänien schon 52000 Leiharbeiter geben. 2008 sollen es erst 28000 gewesen sein. Nun sagen ja etliche, Leiharbeit ist besser, als keine Arbeit zu haben, andere sehen darin nur noch einen frühkapitalistischen Sklavenmarkt. So wie das aussieht, ist dies auch wohl in Rumänien für Beschäftigte ab 45 Jahren nicht die große Perspektive. Ob dies die Lebenszufriedenheit steigern kann, bezweifele ich. Dies mag vielleicht für Studenten in den Semesterferien was sein, als Werkstudent zu arbeiten, denn 21% der Temporärangestellten sind Studenten. Aber ansonsten sind wahrscheinlich andere Arbeitsmarktinstrumente glücklich machender.
Da stimme ich Ihnen im Prinzip völlig zu, Herr Pawelczyk – die große Perspektive ist es nicht, allerdings werden hier mehrere Aspekte nicht berücksichtigt, über die man noch lange diskutieren könnte: zum Einen die Schwarzarbeit, die in Rumänien noch grassiert, und zum Anderen das Einkommensniveau generell, das noch lange nicht ausreicht für ein halbwegs anständiges Leben.
Damit hätte ich für heute nur noch die Aufgabe, die Posteingangsliste zu verlesen. Wir hatten bereits vor mehr als einer Woche ein Fax mit Ostergrüßen von unserem treuen Hörer Günther Spiegelberg aus Güstrow in Mecklenburg Vorpommern erhalten (herzlichen Dank dafür !) und außerdem einen Brief von Wolfgang Waldl aus Wien mit den Antworten zu unserem speziellen Quiz. Neue Postbriefe hatten wir diese Woche nicht, denn die Poststelle war zu. Und das ist nicht alles. Die elektronische Post brachte diese Woche Zuschriften und Ostergrüße aus mehreren Ländern und Kontinenten, nur leider spinnt unser Email-Server gerade jetzt und ich sehe die vielen Namen nicht mehr. Es tut mir leid, Sorin Georgescu wird das bestimmt kommende Woche nachholen.
Audiobeitrag hören: