Unsere Redaktion war zwar nicht vor Ort in der katalanischen Hauptstadt, hat aber trotzdem aufgepasst.
Kurz vorausgeschickt – Barcelona ist größte Schaubühne für Smartphones aus dem Android-Universum. Die anderen beiden großen Systeme, iOS und Windows, haben vergleichsweise weniger Platz hier, weil Großkonzerne wie Apple und Microsoft grundsätzlich eigene Veranstaltungen vorziehen.
Normalerweise ist der MWC eine High-Tech-Show. Ein vergleichsweise eher dummes Gerät stahl aber diesmal die Show der mit Technik vollbepackten Geräte neuster Generation. Nokia zeigte nämlich ein Mobiltelefon, das man als Zombie-Phone bezeichnen könnte: Das 3310 ist nach 17 Jahren wieder auferstanden. Bleibt abzusehen, ob die Nostalgie reicht, um den Absatz zu beflügeln, denn mit dem niedrigen Preis, dem für heutige Begriffe uralten Spiel Snake und einer langen Batterieleistung sind die Verkaufsargumente eigentlich schon erschöpft. Das 3310 ist aber Symbol für einen Namen, der sich nicht mit dem Verschwinden aus der großen Liga des Mobilfunks abfinden will. Die Mobiltelefonsparte von Nokia verpasste den Smartphonetrend und war dann zeitweilig in Besitz von Microsoft. Doch auch die mit Windows ausgestatteten Smartphones konnten unter diesem Namen recht wenige Kunden überzeugen und der Konzern verkaufte die Marke an die finnische Firma HMD Global weiter.
In Barcelona hat HMD auch mehrere Android-Geräte vorgestellt, mit der die Firma jetzt auf den Zug der Zeit aufsteigen will. Ob aus Bequemlichkeit oder als bewusste Designentscheidung verzichten die Finnen auf jeden Eigenzusatz und bauen die reinste Android-Version des Betriebssystems ein.
Das ist in der Tat bei vielen Herstellern ein Problem – sie packen obendrauf so viele Apps und sogar ein eigenes Minisystem, dass es manchmal zu Konfliktsituationen zwischen der Betriebssoftware und der so genannten Bloatware kommt. Im Ergebnis werden die Smartphones dadurch langsamer und auch die Aktualisierung des Systems, das heute bei der Version 7 angekommen ist, dauert länger, bis alles durchgetestet ist.
Die großen Technologiekonzerne haben in Barcelona neue oder zumindest überarbeitete Smartphones oder andere Geräte wie Kopfhörer, Smartwatches, Spielkonsolen oder Brillen für das Abtauchen in die virtuelle Realität präsentiert.
Aber die katalanische Hauptstadt ist eine perfekte Kulisse gerade auch für die kleineren Hersteller. Weil Google das Android-System weitgehend kostenlos anbietet, können auch kleinere Firmen, die kein Geld für die eigene große Softwareabteilung haben, Smartphones produzieren. Die Hardware gibt es in China relativ kostengünstig zu kaufen. Der Markt wird also von billigen Geräten überschwemmt, die nur über den Preis konkurrieren und in der Regel fast keine Innovation anbieten. Die Ausstattung ist kostenorientiert, zum Beispiel billigere Mediatek statt Snapdragon Prozessoren. Interessanterweise treiben auch diese Billigmarken manchmal den Fortschritt dadurch an, dass sie Druck auf die großen Konzerne machen und aufgrund ihrer kleineren Stückzahlen gelegentlich auch neue Produkte testen – beispielsweise stärkere Batterien.
Solche Kleinunternehmen gibt es auch in Rumänien, die Firma Visual Fan aus Braşov leistete sich die Teilnahme am Mobile World Congress und zeigte in Barcelona ihr neustes Gerät unter dem Namen Allview. Übrigens hatte Rumänien anders als in früheren Jahren diesmal keinen eigenen nationalen Stand, obwohl das Wirtschaftsministerium die Messedienstleistungen ausgeschrieben hatte – aber egal.
Ein ganz wichtiger Punkt in Barcelona war letztendlich das weniger Sichtbare – es wurde viel diskutiert und viel demonstriert im Bereich der neuen 5G-Technologie, aber auch der Prozessortechnik von Qualcomm oder Mediatek. Und es bewegt sich auch viel in Richtung mobiler Kontrolle von Haushaltsgeräten und anderen Gegenständen. Doch diese Objekte lernen auch autonom, was Experten veranlasst, im Kontext der künstlichen Intelligenz von einem Wandel zu sprechen: das Internet of Things weicht dem Intelligence of Things.
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