Nicolae Iorga gilt als umstrittene und trotzdem prominente Persönlichkeit der rumänischen Kultur. Er war ein Hauptvertreter der volksfreundlich-traditionalistisch orientierten Bewegung Sămănătorism und des gemäßigten Nationalismus.
Nicolae Iorga war einer der bedeutendsten rumänischen Historiker des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst knapp 1.000 Bücher, 20.000 Geschichtsstudien und zahlreiche Artikel. Nicolae Iorga war eine prominente Persönlichkeit der rumänischen Kultur. Eine besondere Popularität in der rumänischen Gesellschaft erfuhr der Historiker und Politiker auch nach seinem Tod. Nach publizistischen Angriffen auf die rechtsextreme Bewegung Eiserne Garde wurde er 1940 von Legionären getötet. In einer im Jahr 2008 erstellten Rangliste der „100 größten Persönlichkeiten“ Rumäniens, ist Nicolae Iorga auf dem Platz 17 zu finden.
Der Historiker wurde im Jahr 1871 im nordostrumänischen Botoşani geboren. Schon als Kind verfügte er über ausgeprägte intellektuelle Fähigkeiten, vor allem ein erstaunliches Gedächtnis und eine außerordentliche Sprachbegabung. Nach Abschluss seiner Studien in Paris, Berlin und Leipzig wurde er im Alter von 23 Jahren Mitglied der Rumänischen Akademie. Der Historiker war ein bedeutender Vertreter des Konservatismus, Nationalismus und Agrarianismus, einer politischen Philosophie, die einen besonderen Wert auf die ländliche Gesellschaft legt. Er gilt auch als Hauptvertreter der volksfreundlich-traditionalistisch orientierten Bewegung Sămănătorism, die auch als literarische Strömung eine besondere Resonanz fand.
Sein Schicksal kann man als paradoxal bezeichnen: Er hat den Nationalismus der Zeit vertreten und fiel ihm zum Opfer. Der Historiker Ioan Scurtu fast die Ideen von Nicolae Iorga und seine politische Tätigkeit zusammen:
„Iorga war ein Nationalist, im Jahr 1910 gründete er zusammen mit Alexandru Constantin Cuza die Nationaldemokratische Partei. Er hat die Idee vertreten, dass die Rumänen in allen Bereichen der Gesellschaft, vor allem im Wirtschaftssektor stark repräsentiert sein sollen. Ende des 19. Jahrhunderts waren bekanntlich die wichtigsten Sektoren der Wirtschaft, zum Beispiel das Bankensystem, die Industrie, der Handelsbereich, in den Händen der nationalen Minderheiten und der Ausländer. Die Ideologie, die Iorga vertreten hat, strebte die Solidarisierung aller Rumänen an und eine stärkere Präsenz der Rumänen in den Schlüsselpositionen der Gesellschaft. Das sollte in friedlicher Weise erfolgen, die Rumänen sollten studieren und Berufe lernen, damit sie auf dem einheimischen Arbeitsmarkt konkurrenzfähig werden und Schlüsselpositionen besetzen können. Die legionäre Bewegung hat seinen Ideen eine radikale Nuance gegeben.“
Trotz seiner umstrittenen Biographie bleibt Nicolae Iorga eine der größten Persönlichkeiten der rumänischen Kultur.
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