Die Nationale Agentur für Mineralressourcen schätzt das Vorkommen an Erdgas im Schwarzen Meer auf rund 200 Milliarden Kubikmeter. 65% des im rumänischen Schelf entdeckten Vorkommens könnten die interne Nachfrage decken und 35% exportiert werden.
Das Schwarze Meer könnte zu einem bedeutenden Exporteur von Kohlenwasserstoffen nach Europa werden. In Rumänien wurden riesige Kohlenwasserstoff-Reserven entdeckt. Die Such- und Erkundungsarbeiten begannen in den siebziger Jahren. Zehn Jahre später wurden die ersten Gas- und Erdölreserven entdeckt. Die Gewinnung von Naturgas durch das kommunistische Regime, das damals an der Macht war, war nicht besonders erfolgreich.
Die moderne Technik macht derzeit eine bessere Einschätzung des Vorkommens im Schwarzen Meer möglich und die ersten Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten, insbesondere was die Naturgas-Reserven angeht. Die großen Akteure auf dem internationalen Markt der Kohlenwasserstoffe verkündeten unmittelbar ihr Interesse, der erste wichtige Schritt in dieser Richtung erfolgte 2008, als der US-amerikanische Erdölkonzern ExxonMobil eine Partnerschaft mit dem rumänischen Unternehmen OMV Petrom abschloss.
In diesem Zusammenhang wäre noch die für Rumänien vorteilhafte Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag vom Februar 2009 im Streit mit der Ukraine über die Teilung des Schwarzmeerschelfs und der entsprechenden Wirtschaftszonen zu erwähnen. Die Entscheidung des Gerichtes fiel faktisch mit der Position Bukarests zusammen, unter dessen – nun rechtmäßige – Verwaltung 80% des strittigen Territoriums, d.h. rund 9.700 qkm fielen. Das Urteil des Internationalen Gerichtshofs war auch gewissermaßen Auslöser eines steigenden Interesses internationaler Unternehmen für das Schwarze Meer und seine Ressourcen. ExxonMobile und OMV Petrom haben zusammen anderthalb Milliarden Euro in das Aufsuchen sowie in die Gewinnung von Erdgas und Erdöl im Schwarzen Meer investiert. In den kommenden Jahren machten die großen Akteure in diesem Sektor spektakuläre Ergebnisse bekannt: 2012 kündigten die besagten Unternehmen die Entdeckung eines Erdgasvorkommens, das zwischen 42 und 84 Milliarden Kubikmeter misst. Drei Jahre später gab die Gruppe Lukoil die Entdeckung eines anderen Vorkommens von 30 Milliarden Kubikmeter bekannt. Derzeit gibt es zwei Zonen im Schwarzen Meer, wo große Unternehmen im Bereich Kohlenwasserstoffe auf der Grundlage eines mit dem rumänischen Staat abgeschlossenen Vertrags gewinnen. Die Unternehmen haben den Rumänischen Verein der Lizenzträger im Schwarzen Meer gegründet. Die Organisation setzt sich hauptsächlich zum Ziel, das wirtschaftliche Potential im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres voll auszuschöpfen mit – wir zitieren – „der Einhaltung der höchsten Standards in Bezug auf Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter von Offshore-Tätigkeiten“.
Der Verband hat jüngst eine Studie über den Beitrag der Investitionen im Bereich Förderung von Kohlenwasserstoffen aus dem Schwarzen Meer zum Wachstum der rumänischen Wirtschaft beauftragt. Wie sich aus der von Deloite durchgeführten Studie ergibt, soll die Gewinnung vom Naturgas im Schwarzen Meer Rumänien von Gasimporten aus der Russischen Föderation unabhängig machen, vielmehr werde Rumänien im europäischen Vergleich auf einen höheren Rang aufsteigen, was die Unabhängigkeit von Energieimporten angeht. Der ehemalige Energieminister und Experte im besagten Verband, Răzvan Nicolescu:
„Von den 28 EU-Staaten liegen in puncto energetische Unabhängigkeit nur Estland und Dänemark vor Rumänien. Meiner Meinung nach könnten wir in dieser Rangliste auch auf einen der ersten zwei Plätze vorrücken, aber der dritte Platz ist ohnehin im europäischen Vergleich durchaus befriedigend.“
Die Nationale Agentur für Mineralressourcen schätzt das Vorkommen an Naturgas im Schwarzen Meer auf rund 200 Milliarden Kubikmeter. 65% vom gewonnenen Naturgas soll die interne Nachfrage abdecken, während 35% auf den europäischen Markt exportiert werden sollen. Um die Ressourcen erfolgreich ausschöpfen zu können, werden bedeutende Investitionen benötigt, zeigt die besagte Studie im Anschluss. Răzvan Nicolescu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
„Sollten tatsächlich in die Gewinnung von Kohlenwasserstoffen im Schwarzen Meer 15 Milliarden Euro investiert werden und wenn die Produktion bei 170 Milliarden Kubikmeter liegen wird, dann könnten weitere 8,9 Milliarden Euro zusätzlich investiert werden, weil diese Ergebnisse die Investitionen anspornen werden. Das BIP Rumäniens würde also insgesamt in den nächsten 23 Jahren um knapp 42 Milliarden Euro wachsen.“
Dieses Ziel zu erreichen hängt jedoch nicht nur mit dem Naturgasvorkommen im Schwarzen Meer und dem Preis auf dem Markt, sondern auch mit der Erfüllung anderer Bedingungen zusammen. Es geht in erster Linie um den rechtlichen Rahmen, der den Investoren eine deutliche Stabilität garantieren soll. Zweitens ist es besonders wichtig, wie die anderen Branchen der rumänischen Wirtschaft von den neuen Möglichkeiten profitieren werden.
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